Liebe Twitteraten und Lernen2null-Blogger,
die Berliner FDP veranstaltet ein Bildungspodium über selbständige Schule, und sie lässt pisaversteher das Ganze moderieren. Ich finde das Thema angesagter denn je: Eines der großen großen Fragezeichen steht hinter der vermeintliche Autonomie, also der Freiheit der Schule in eigener Verantwortung.
Ich habe langsam das Gefühl: Über Schulen in eigener Verantwortung, Trägerschaft, Autonomie usw. wird schon so lange geschwafelt, dass ich denke: Keiner der Beteiligten will das wirklich. Die wollen Schule weiter als Anstalt mit weisungsgebundenen Beamten und Dienst nach Vorschrift von Lehr- und Stundenplan. (Siehe die roten Leid-Fragen)
Wollen Eltern wirklich autonome Schulen?
Bildungsforum der FDP im Berliner Abgeordnetenhaus, Dienstag 19 Uhr, Preußischer Landtag. Unter anderen wird dort die gute FDP-Schulkennerin Mieke Senftleben und der fulminante FDP-Ex-Außenminister Kinkel sprechen, der nun Chef der Telekom-Stiftung ist und kein Blatt vor den Mund nimmt.
Lässt der Staat Schulen in Freiheit – oder nimmt die KMK die alle wieder an die Kandare?
Überall im Land stehlen die Kultusfritzen den freien Schulen die Zuschüsse. Derweil tun sich die staatlichen Schulen bisweilen schwer damit, ihre neuen Freiräume auch zu nutzen. Entweder die Schulleiter nehmen die Managermöglichkeiten nicht an – oder die Eltern klagen Rechtssicherheit ein, was mehr Vorschriften und mehr Steuerung von oben bedeutet. (Siehe zuletzt pisaversteher, taz und Tagesspiegel zu Einzelthemen wie Noten und Übergang auf die Oberschulen.)
Kann man mit (lange) verbeamteten Lehrern noch Schule in eigener Verantwortung machen?
Aber das Feld ist natürlich unübersichtlich. In Berlin ist eine Volksinitiative auf dem Weg, der freien Schule mehr Geld und der staatlichen Schule mehr Freiheiten zu erkämpfen.
Wo kommen die Schulleiter befreiter Schulen her?
Ich habe zu dem Podium eine der wirrsten Grafiken der Welt (FDP2) fabriziert. Wer die nicht versteht oder weiter komplizieren will: Bitte, postet Fragen, Kommentare, Hinweise an diese Seite hier.
Merci!
Fragen – Vorschläge:
– Eine Schule 1 Jahr ohne jede Verpflichtung zur Teilnahme an zentralen Veranstaltungen = Konferenzen, ohne jede Zusendung von Rundschreiben, werden nicht von Schulräten angesprochen- geschreiben. Eine andere Schule bekommt drei Schulinspektoren die nur auf die Einhaltung ALLER Rechtsvorschriften achten. Nach einem Jahr schaut eine unabhängige Kommission welche Schule besser läuft.
– Jede Schule hat in regelmäßigen Abständen ( alle 10 Jahre ) keine ernannte Schulleitung für ein Jahr und das Kollegium muss sich selbst organisieren.
– Zentrale Prüfungen werden für eine Schule ausgesetzt – max. stichprobenartig..
– der Evaluationsbericht des ISQ „Längsschnittstudie zur Wirkung von Schulinspektionen“ kommt u. a. zu dem Schluss – Schulinspektion bewirkt fast nichts…
– an die FDP – wie will sie die Schulen unterstützen, die in besonderer Weise sozial herausgefordert sind?
a) genug arbeit & probleme im hier und jetzt b) mangel an energie d) mangel an visionen
Innovation kostet viel Kraft. Nur Kollegien mit ausreichend jungen Kollegen, die zusätzliche Energie aufbringen können, haben das Potential.
Wichtig sind auch junge Kollegen/Kolleginnen, die noch nicht zu sehr durch Familie eingebunden sind außerhalb der Schule.
Die notwendigen Veränderungen der Schule durch neue Wissensstrukturen und gesellschaftliche Umbrüche auf eine generationale Bank zu schieben, halte ich für zu einfach. Zum Einen ist ein junges Kollegium keine Garantie für Veränderung, zum Anderen ist das Warten auf ein Aussterben der anderen keine befriedigende Lösung – fernab einer moralischen Bewertung…
Das Problem selbstständiger Schulen ist eher, welchen Gewinn eine Schule durch diesen Schritt erhält. Flexiblere Verwendung der Finanzen – ok. Schule ist in der Regel kein Wirtschaftsbetrieb, sodass die Begeisterung des Personals eher gering ist.
Die um die Schule herum gesponnen Regeln bedingen außerdem, dass wesentliche Veränderungen nur sehr schwer möglich sind. Vorschriften an Schulzeiten, inhaltliche Vorgaben und die vermaledeite „Justiziabilität“ ersticken viele Veränderungswünsche im Keim.
Vielleicht kann man andere Schulen nicht als „freies-Schulen-Add-on“ für das bestehende System erhalten, sondern nur durch eine Neuerfindung. Die muss erzwungen werden, indem die Vorgaben von außen radikal reduziert werden und gleichzeitig eine „nicht freie Schule“ keine Option mehr ist.
Ist es im Management nicht üblich, kränkelnden Abteilungen eine kleine Auszeit und eine Entwicklungsaufgabe zu geben, um die Selbstheilungskräfte zu mobilisieren?
Und was ist mit der Qualitätssicherung und dem Anspruch, durch Schule allen Mitgliedern einer Gesellschaft die Möglichkeit zur Partizipation am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen…
Wie gehen wir mit dem Spannungsfeld „Offene Curricula vs. einheitlicher Wissenskanon“ um? Muss ein Schüler bis in die 10 Klasse Chemie-Unterricht erleben, wenn sein eigentliches „Element“ die Sprachen sind und er dort aufblüht? Wie gehen wir mit der Exzellenz jedes einzelnen Schülers um?
Die Gedanken habe ich etwas ausführlicher nochmal verbloggt:
http://www.bluemac.de/blog/2011/01/18/selbststandige-schule/