Jesper Juul hat ein kleines und zugleich großes Buch geschrieben: „Wem gehören unsere Kinder?“

pisaversteher wird mit dem Familientherapeuten am Dienstag im Berliner Babylon über das Buch sprechen. Karten gibts hier. Das Buch hier.

Wer Fragen an Juul hat, der kann sie gerne als Kommentar auf dieses Blog posten. Oder er twittert mit dem hashtag #juul und @ciffi in der Kennung. Oder er kommt einfach selber, um seine Fragen los zu werden.

(Dass auch Juul unsicher ist im Umgang mit Kindern, zeigt dieses Beispiel: Ich war wie ein Gorilla – zu meinem Sohn.)

Der Gründer von familylab und Kempler-Institut geht, wie erwartet, hart mit der Krippenpolitik in Deutschland und Europa ins Gericht – denn die Krippen werden für alle möglichen Interessen geschaffen (Staat, Eltern, Wirtschaft), aber nicht für die der Kinder.

Aber Juul findet zugleich Kitas und Krippen „dem familiären Umfeld in keinster Weise überlegen!“ sind. (Was bedeutet das fürs Betreuungsgeld?)

Kernthema Juuls ist das Aufheben der Definitionsmacht von Erwachsenen über Kinder.

Überraschenderweise belegt er das mit einem Beispiel von der Benachteiligung von Jungen in Kindertagesstätten:

Erzieherinnen hätten in einer Studie Jungen als „problematisch“ bezeichnet – „und das nur, weil sich die Jungen benehmen wie Jungen in Einrichtungen, die von Frauen geführt werden, die sich am Umgang mit netten kleinen Jungen orientieren.“

die entscheidende Stelle: Definitionsmacht zum Nachteil der Kinder (Jungen)

Die Definitionsmacht abzulegen bedeute eine grundsätzlich andere Sicht einzunehmen.

Das sind mE die spannendsten Textstellen im Essay von Jesper Juul, siehe meine Tweets dazu: Jungen benachteiligt. Und: Perspektivwechsel.

Juul…

– Rat für Eltern, die eine Krippe/Kita besichtigen:

„Achte nicht zu sehr auf ihre Flyer, Ideologie oder Lehrpläne – rieche, fühle und erlebe die Atmosphäre.“

– zu Regeln

„Ich habe keine Einwände gegen Regeln oder ‚Grenzen’… Ein Problem entsteht erst dann, wenn die Regeln und die Einhaltung dieser Regeln von den Erwachsenen als das Eigentliche menschlichen Verhaltens angesehen werden.“

– zu Großstadtkindern

„Viel zu viele Großstadtkinder … haben die Fähigkeit verloren, spielerisch mit ihrer Aufmerksamkeit umzugehen.“

– zu Medien

„Die Geschwindigkeit des Daseins ist zu schnell geworden… die extreme Menge an unkontrollierbarem Input sind zu groß.“