Drei Jahre Rückstand für industriell wichtigste Länder

Die aktuellste Meldung lautet, dass sich das Saarland für Fobizz als Landeslösung entschieden hat, um seine Schulen zügig mit einer generativen KI auszustatten. (Siehe unten)

Damit ergibt sich ein neues Bild auf der Landkarte der Bildungsrepublik für den mehr oder weniger großen KI-Ehrgeiz der Schulminister.

Die wesentliche Lehre: die großen Bundesländer BaWü, NRW und Niedersachsen, die ökonomisch für die drittgrößte Volkswirtschaft der Erde wichtig sind, brauchen drei Jahre länger als das kleinen Meck-Pomm, um ihren Lehrkräften (und SchülerInnen) das Arbeiten mit Sprach-KI zu ermöglichen.

Saarland denkt um: Fobizz statt telli

Im Moment stehen sich zwei, nein drei große Gruppen gegenüber:

🎽 die Fobizz-Länder MV, RLP und Saarland, die sich die Arbeitsweste für KI schon früh angelegt haben, damit Lehrkräfte (und Schülerinnen) mit der KI arbeiten können

🏓 die Eigenbau-Länder Sachsen-Anhalt, SWH, Brandenburg, Sachsen, BaWü, bei denen begabte Lehrkräfte selbst eine Schnittstelle gebaut haben (die aber, sorry, nicht immer super funzt, Beispiel BaWü)

🪀 die „Warten-auf-Godot“-Länder NRW, Niedersachsen, Bremen, Brandenburg, die nun seit einem Jahr auf die KI-Schnittstelle „telli“ verweisen

Sonderfälle: Bayern, Berlin, FelloFish

Und dann gibt es interessante Sonderfälle:

🎾 Bayern, wo es einen starken KI-Assistenten für alle 127.000 Lehrer gibt und wo jede Schule ein eigenes KI-Budget hat

🌑 Berlin, das tatsächlich den Microsoft Copilot als Landestool für seine Lehrkräfte angeschafft hat (mit Gruß an die Datenschutzbeauftragte, die nun prüft und prüft und prüft)

🐟 Sachsen-Anhalt, das das Feedback-Tool FelloFisch zusammen mit Hendrik Haverkamp weiter entwickelt. FF gibts auch in MeckPomm und in Mini-Projekten in Bayern und NRW (auf der Karte mit lila senkrecht markiert.

☁️ und natürlich die weißen Flecken Hamburg, Thüringen und Hessen, bei denen sich irgendwie nix tut.

Saarland denkt um

(Meldung aus Tagesspiegel Background Smart City vom 27.05.25) Der Hamburger Anbieter von Schul-KI und digitalen Fortbildungen, Fobizz, soll eine weitere Landeslizenz erhalten. Wie Pisaversteher erfahren hat, will nun auch das Saarland das KI-Tool für die Schulen des Landes anschaffen. Damit ist der KI-Supermarkt von Gründerin Diana Knodel mit drei Landeslizenzen allein für Sprach-KI vertreten.

Saarlands Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) hatte wie berichtet bereits im August vergangenen Jahres den Prüfungserlass für die Nutzung von Sprach-KI geändert. „Die Fähigkeiten von ChatGPT und ähnlichen Diensten haben Konsequenzen für die Art und Weise, wie wir Leistungen bewerten“, sagte Streichert-Clivot damals. „Daher passen wir den Leistungsbewertungserlass an.“ Allerdings fehlte ihren Schulen das dafür nötige KI-Tool. Die Fobizz-KI ermöglicht nun Schülern, die neue Prüfungsordnung in Anspruch nehmen zu können – und Sprach-KI auch in benoteten Tests einzusetzen.

Die Entscheidung im Saarland ist aus zwei Gründen eine wichtige Weichenstellung. Zum einen ist Streichert-Clivot die neue Koordinatorin der Länder mit SPD-Bildungsministerinnen, die Signalwirkung ist also groß. Zum anderen hatte das Saarland zunächst darauf gesetzt, das KI-Angebot „Telli“ anzuschaffen, das ist ein Produkt des Medieninstitutes der Länder FWU. Allerdings befindet sich Telli weiter in der Entwicklung. Es ist auch kein eigenständiger Chatbot, sondern eine Schnittstelle. Das bedeutet, Telli muss erst in eine digitale pädagogische Umgebung eingebettet werden. Selbst da, wo sich Länder für Telli entscheiden, soll das FWU-Tool zunächst in Pilotversuchen getestet werden. Flächendeckend wäre Telli also erst im Jahr 2026 für Schulen nutzbar – so lange will das Saarland offenkundig nicht warten.

Zudem ist das KI-Tool, das im Auftrag der Bundesländer entwickelt wurde, im Vergleich zu anderen Sprach-KI limitiert. Immerhin steht bei Telli seit neuestem „ein individuell konfigurierbarer KI-Assistent zur Verfügung“. Und es ist für die Lehrkräfte endlich auch möglich, eigene Dateien hochzuladen. Die reale Nutzung dieser Funktionen liegt für Lehrkräfte und Schulen freilich noch in der Ferne.