Oder wohin  und schlampige Schulaufsicht führen kann

Der Fall der privaten Schwarzschulen in Schweinfurt ist für die Schüler schon tragisch zu nennen. 27 Abiturienten fielen durch, das sind 100 Prozent, also alle. Und sie haben 0 Punkte erreicht (in Worten Null). Ein solches Desaster ist kaum vorstellbar, aber es sagt viel über das konspirative-destruktive Zusammenspiel von Schulträger und -behörden. Die deutsche Hassliebe zur Privatschule gebiert Chaos.

Kryptische Kassiber aus München

Die Schüler werden nun, wenn man die kryptischen Kassiber aus dem Kultusministerium in München richtig deutet, auf staatliche Schulen gesandt – das bedeutet für viele: sie werden in die elfte Klasse zurückversetzt. „Schüler der privaten Fachoberschule können grundsätzlich“, lässt Minister Ludwig Spaenle (CSU) veröffentlichen, „im Rahmen der Schulordnung auf eine Staatliche Fachoberschule in der Region wechseln.“ Man beachte die Phrase: Im Rahmen der Schulordnung. Das bedeutet, es kann aber noch viel schlimmer kommen für einige Schüler; aber dazu vielleicht später noch mehr.

Erst muss man erwähnen, dass weder die Schulleitung der Schwarzschulen noch der zuständige Minister Spaenle sich hinreichend zum dem Supergau an der privaten Schule in Schweinfurt äußern. Wie konnte es denn sein, dass eine Fachoberschule aus dem Stand Schüler zum Abi führen darf, obwohl sie noch keinerlei Erfahrung damit hat? Wieso hat der zuständige Schulrat – trotz vielfacher Beschwerden – nicht gemerkt, dass an der Schule offenbar schwerste Mängel herrschten? Wie geht die Schulleitung mit Lehrern um?

Auf diese Fragen bekommt man in Bayern keine Antwort. Jedenfalls nicht von denen, die zuständig sind. Klar ist: In Schweinfurt herrscht eine rege Nachfrage nach privaten Schulen. In den letzten Jahren haben sich – zu den bereits bestehenden drei Privatschulen – zwei weitere private Realschulen und eine Fachoberschule gegründet. Zwei davon hat der Betreiber der früheren  Wirtschaftsschule Müller aus der Taufe gehoben. Er hat sich dabei ein kleines Schweinfurter Privatschulkonglomerat zusammen gebasteltbaut. Es firmiert heute unter dem Namen Privatschulen Schwarz. Auch dazu wird es noch spannende Fragen geben. Der Minister jedenfalls, so viel kann man jetzt schon sagen, hat das Konstrukt nicht durchblickt.

Das superschnelle G2

Aber zunächst lässt sich festhalten, dass der Cluster der organisierten Verantwortungslosigkeit des deutschen Schulunwesens in Schweinfurt voll zum Tragen kam: Aus dem Sand errichtet ein Betreiber eine Private Schule, die sofort zum Abi führen soll – binnen zwei Jahren, wenn man so will ein G2; die treuherzigen Bürger und ihre Kinder rennen ihm die Bude ein, egal welche Qualifikation sie haben; und der Staat spielt seine Aufsichtspflicht nur vor, er macht Dienst nach Vorschrift. Nicht mehr.

Den Preis zahlen 27 SchülerInnen, von denen viele nie das Abi erreichen werden. Das heißt, sie waren zwei Jahre auf der falschen Fährte.

Und den Preis zahlen Privatschulen, die einen guten Job machen, aber nun unter dem Chaosfall einer schlampigen Schulgründung leiden.

P.S. Der Präsident des bayerischen Lehrerverbandes BLLV, Klaus Wenzel, sagte Pisaversteher gerade:

„Es ist nicht ein Kind in den Brunnen gefallen, sondern 27 junge Menschen, die aufs Abitur gehofft haben. Es ist die wichtigste Aufgabe, diesen Schülern Intensivkurse und eine Nachprüfung im Oktober anzubieten. Wenn ich Minister wäre, würde ich das tun.“