Die Studierenden sollen möglichst frei studieren können. Interview mit fzs-Sprecherin Katharina Mahrt anlässlich der Studenten-Konferenz zum 15. Geburtstag der Bolognareform

Pisaversteher: Frau Mahrt, wie bewerten Sie die Bologna-Beschlüsse zum 15. Geburtstag ihrer Verabschiedung?

Katharina Mahrt:Es sind noch nicht alle positiven Ziele Bolognas umgesetzt worden.“

Aber es gab doch viele Veränderungen nach dem großen Anti-Bologna-Donnerwetter vor zwei Jahren?

Beim Bachelor ist noch viel an Nachbesserungen nötig. Es gibt noch viel zu viele Prüfungen und zu wenig Mobilität zwischen den Hochschulen. Und, was uns sehr wichtig ist: Jeder, der den Bachelor errungen hat, muss auch das Recht haben, den Master zu machen.“

Aber hat denn der Zugang vom Bachelor zum Master nicht auch was mit Leistung zu tun?

„Nein. Die Politik und die Hochschulen müssen die Rahmenbedingungen so gestalten, dass jeder gleiche Leistungen bringen kann.“

Was ist für Sie die wichtigste Verbesserung am Bachelor?

„Dass nicht die Studis nachweisen müssen, dass das Studium nicht in der Regelstudienzeit studierbar war. Die Hochschule muss beweisen, dass es möglich war.“

In den letzten vier Jahren hat sich die durchschnittliche Studiendauer stark erhöht – von 5,8 Semestern im Schnitt auf rund 7,8 Semester, in manchen Ländern ist man bei 8,6 Hochschulsemestern für den Bachelor angekommen.

„Für uns kommt der Zuwachs bei der Studiendauer Bachelor nicht überraschend. Wir vom fzs haben zum Beispiel die Situation in Thüringen bereits seit vergangenem Jahr im Auge, dort schaffen an der TU Ilmenau 7 Prozent der Absolventen den Bachelor in der Regelstudienzeit.“

Ist damit der Bachelor gescheitert?

„Ich hoffe inständig, dass der Erfolg des Bologna-Prozesses nicht nur an der Verkürzung des Studiums gemessen wird. Die wichtigste Frage für uns lautet: ‚Wurde der Studiengang denn so angeboten, dass man überhaupt fertig werden kann?'“

Aber die Verlängerung der Studienzeit belastet doch die Reform – und die Studenten?

„Wir finden es nicht tragisch, wenn die Studierenden sich mehr Zeit nehmen für ihr Studium, als es in der Studienordnung steht. Unser Ziel ist es, dass die Leute möglichst frei studieren können. Sie sollen sich andere Gebiete anschauen können und mit Muße studieren.“

Es soll Leute geben, die ja auch fertig werden wollen mit ihrem Studium.

„Wenn jemand in sechs Semestern fertig werden will, dann soll er das von den Bedingungen in der Uni aus auch schaffen können. Die Regelstudienzeit ist aus unserer Sicht mehr eine Verpflichtung für die Hochschulen, aber nicht für die Studenten. Die Unis müssen ihre Studiengänge studierbar machen.“

Sollte man den Bachelor wieder abschaffen?

„Ich finde es nicht sinnvoll, den Prozess wieder rückabwickeln zu wollen.“

 

Katharina Mahrt, 34, Jurastudentin und Sprecherin des freien zusammenschlusses der studierendenschaften