Warum die Schulminister der Länder ganz genau Bescheid wissen, wie viel Flüchtlingskinder in die Schule kommen
Aber lieber nicht wissen wollen, wie wenig Lehrer sie dafür eingestellt haben
Die Geschichte der Kultusminister und der Flüchtlingskinder ist schnell erzählt. Sie hat drei Teile und kein Happy End.
1. Sonntags sagen die Minister, dass es drei Dinge gibt, die für die Integration von Flüchtlingen entscheidend sind: Sprache, Sprache und nochmal Sprache.
So lange rechnen, bis man weniger neue Lehrer braucht
So rechneten die Forscher für die Schulminister: Wenn es nur 80 Prozent der angenommenen Flüchtlingszahlen sind, deren Kinder wirklich in die Schulen kommen, dann müssen sie über 23.000 Lehrer einstellen; wenn es 60 Prozent sind, dann wären es nur ca. 17.000 Lehrer. (Foto oben) Und danach zerbrachen sich die Forscher am Mittwoch mehrere Stunden den Kopf darüber, wie man mit geflüchteten Kindern am besten lernt, damit sie schnell Deutsch beherrschen.
3. Aber, kein Problem! Schon tags drauf tagten ja die Schulminister in Bremen über Migration und Bildung. Nach der Sitzung quollen viele viele Seiten Papiers aus der Pressemitteilung der Konferenz der Kultusminister (KMK), insgesamt drei Anhänge waren zu verzeichnen. Wie immer kam die Mitteilung so spät, dass die Zeitungen kaum mehr darüber schreiben konnten. Die Minister lobten sich. „Das Bildungssystem hat sich als tragfähig und zupackend erwiesen“, so steht es in der „Erklärung der Kultusministerkonferenz zur Integration von jungen Geflüchteten durch Bildung“. Gleich im ersten Absatz kann man lesen: Die Schulen haben rund 300.000 neue zugewanderte Kinder aufgenommen.
Gebildete Bildungsminister
„Diese Zahl liegt der KMK nicht vor“
Und haben sie die erfüllt? Kann man nicht sagen. Denn die Zahl der Lehrer, die von den Ländern eingestellt wurden, sie ist: nicht bekannt. „Diese Zahl liegt nicht vor“, sagt der Sprecher der KMK. Er kann einem Leid tun. Denn die Journalisten fragen ihn jedesmal, aber er kann es nie sagen. Denn die Zahl der neuen Lehrer bleibt stets im Nebel. Diesmal schreiben die Minister, versteckt irgendwo in der Mitte des dritten AnhangsPapiers, sie hätten schon „viele zusätzliche Lehrkräfte“ (KMK-Bericht S. 7) eingestellt.
Jeder Flüchtling wird in Deutschland gezählt, die ganze Nation rechnet und rechnet. Falsche Pässe, Nichtabschiebungen, verheiratete Minderjährige, Gebetsteppiche, Teekocher, Haschkekse, alles weiß man inzwischen von den Asylbewerbern, jeder Flüchtlingsfurz wird fein säuberlich in Listen eingetragen und kartografiert.
Aber wie viele Lehrer wir für die Flüchtlingskinder anheuern, die unsere Sprache subito lernen sollen – das weiß keiner.
„Die Zahl kann man in den 16 Bundesländern abfragen“, beteuert der Sprecher. „Die wissen das bestimmt.“
Integrationsbehinderungsminister
Bestimmt wissen die Integrationsbehinderungsminister das, ganz bestimmt.
In den Schulen warten die Willkommensklassen und die Rektoren und die vielen freiwilligen Helfer inzwischen dringend auf qualifiziertes Personal. Lehrer nennt man die. Sie werden gebraucht. Jetzt!
Nachrichtlich: Bei der letzten Zählung waren es 8.400 eingestellte Lehrer. Ein Bruchteil von denen, die gebraucht werden.