Bei zwei hochrangigen Runden diskutierten die SPD-Vorsitzende Esken und die beiden obersten Bildungsministerinnen über digitale Plattformen und KI. Es war ein zirzensisches Spektakel 

Ausriss aus einem Stück für >> Tagesspiegel Background Digitalisierung

VON CHRISTIAN FÜLLER

Als sich am Freitag die beiden obersten deutschen Bildungsministerinnen im Videochat besprachen, wurde es zirzensisch. Nach dem Gespräch zwischen der Präsidentin der Kultusministerkonferenz Stephanie Hubig und Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) strichen sie eine Einigung besonders heraus: Für Kinder beruflich Reisender wie zum Beispiel Zirkus-Angestellte wird ein „digitales Lerntagebuch“ entworfen. „So wird für die Stammschulen sichtbar, welche Unterrichtsinhalte tagtäglich an anderen Schulen verrichtet wurden.“

Auch das ist Bildungsrepublik. Tausende Schüler sind wegen Corona in Deutschland bereits wieder im Fernunterricht, immer wieder wird von Ansteckungs-Hot-Spots in Schulen berichtet. Und der kleine Ministerinnen-Gipfel fällt einen Beschluss zum Zirkuslernen.

Bei Saskia Esken, der SPD-Vorsitzenden, wurde es grundsätzlicher. Esken hatte am Samstag einen Kreis von Praktiker*innen, Schulentwicklern, Technologen, zivilgesellschaftlichen wie kommerziellen Akteur*innen eingeladen, um gemeinsam über eine Meta-Plattform und Künstliche Intelligenz nachzudenken. Tagesspiegel Background Digitalisierung konnte mit einer Reihe von Teilnehmer*innen sprechen. Ergebnis: Schulen und Lehrer fordern endlich Rechtssicherheit beim Austausch digitaler Lernmaterialien. Und das Thema „Künstliche Intelligenz“ brennt Schulleitern unter den Nägeln. Denn KI könnte helfen, der Heterogenität im Klassenzimmer besser gerecht zu werden.

Die SPD-Vorsitzende definierte bei dem Treffen eine grundsätzliche Zielbestimmung digitaler Bildung. 

Ich sehe Bildung nicht als Mittel zum Zweck für mehr Digitalisierung, sondern als Mittel für die Emanzipation von Menschen, und zwar über die ganze Biografie hinweg. Es muss darum gehen, dass Menschen die Möglichkeit haben, souverän an unserer Welt teilzuhaben. Diese Welt verändert sich: Wir haben eine andere Kultur der Zusammenarbeit, ob in der Arbeitswelt oder der Zivilgesellschaft. Darauf muss Bildung reagieren. Dort, wo Digitalisierung dabei hilft, wollen wir sie haben – und wo sie im Wege steht, wollen wir sie nicht. 

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