Was hat die Konferenz der Kultusminister im Jahr 2020 (nicht) erreicht?

Meine Meinung: die Bildungsminister haben sich im Jahr der Pandemie von den Lehrer:innen entfremdet – und von der Wirklichkeit.

Was denkt Ihr? Versuch einer Zeugniskonferenz für die KMK 

Am Donnerstag (14.1.) übernahm Britta Ernst die Präsidentschaft 2021 der KMK. Dazu habe ich für den Tagesspiegel Background Digitalisierung einen kurzen Bilanzausblick der Konferenz der Kultusminister geschrieben, der sich auf einige digitale Fehlstellen bezog. Freilich muss ein Rückblick auf das Jahr 2020 und das Agieren der Kultusminister breiter angelegt sein. Denn – in meinen Augen – war die Entfremdung der KMK von Lehrern, Eltern und, leider, auch von der Wahrheit nie größer als im Jahr der Pandemie. Ich werde den digitalen Punkten hier noch die Stichworte Geschlossenheit, Chancengleichheit, Wissenschaftsfeindlichkeit und Vertrauen hinzufügen. Denn ich glaube, die so genannte Analyse des – sonst sehr geschätzten – Kollegen Jan-Martina Wiarda beschreibt in keinster Weise die Wirklichkeit der KMK im Jahr 2020. Ich rufe die Lehrer:innen, die in meinen Augen von der KMK regelrecht im Stich gelassen wurden, dazu auf, ihre Punkte einzubringen. Was bedeutet für Euch KMK 2020? 

Hier zunächst die Passage aus dem Text im Tagesspiegel Background Digi&KI

Interessant war, was Britta Ernst bei Ihrer Amtsübernahme nicht sagte. Denn die Kultusminister haben eine ganze Reihe offener Baustellen, die es bislang schwer machen, in den in Windeseile errichteten digitalen Klassenzimmern, zuverlässig eine Verbindung zwischen Lehrern und Schülern herzustellen. 

  • Wie bringt man den ursprünglichen „DigitalpaktSchule“ in Gang? In dem Fördertopf liegen immer noch knapp fünf Milliarden Euro für die Digitalisierung der Schule – die eher zögerlich abgerufen werden. Britta Ernst hat versprochen, dass es schneller gehen werde, wenn die Kommunen und Schulträger wieder beschlussfähig sind. Von Seiten des Bundes fordert vor allem Digitalstaatsministerin Dorothee Bär (CSU), die Antragsprozeduren des Pakts radikal zu vereinfachen und zu beschleunigen. Die neue KMK-Präsidentin hält es hingegen für sinnvoll, dass eine Schule erst ein Medienkonzept erstellt und dann Mittel aus dem Digitalpakt bekommt
  • Wann wird endlich der „Vermittlungsdienst Digitale Schule“, kurz Vidis, kommen?Er würde es allen Schülern möglich machen, mit einem einheitlichen Single-Sign-On auf alle möglichen pädagogischen Lernplattformen zuzugreifen. Ernsts Vorgängerin hat das Thema, obwohl es essenziell ist, weil es die digitalen Zollschranken zwischen den Bundesländern aufheben würde, nicht voran getrieben. Nach Informationen des Tagesspiegel Background Digitalisierung hat sich das Medieninstitut der Länder, FWU, dazu den besten Mann nach München geholt. Aber Michel Smidt wartet immer noch auf das formelle Go der Kultusminister, um rund 10 Millionen Schülern eine Art digitalen Schülerausweis ausstellen zu können
  • Was schließlich wird aus dem Geräteprogramm für Lehrer, an dem Bund und Länder nunmehr seit fast sieben Monaten sitzen? Nach Informationen des Tagesspiegel Background Digitalisierung ist das 500-Millionen Euro schwere Projekt unterschriftsreif – wenn endlich auch Nordrhein-Westfalen einschlagen würde. NRW feilscht dem Vernehmen nach darum, Endgeräte aus dem Programm zu finanzieren, die bereits vor der Pandemie beschafft worden seien. Das bremst das wichtige Unterfangen erheblich. Bevor 800.000 Lehrerinnen in Deutschland ein Dienstgerät wirklich in Händen halten und nutzen können, wird noch einige Zeit vergehen – denn zuvor müssen alle Länder erstmal ihre Verordnungen schreiben. So schnell wie bei dem Schülergeräte-Programm wird es nicht gehen. Angesichts der Inzidenzlage wären die Geräte besser morgen als übermorgen bei den Lehrkräften.