Berlin, Hamburg, Frankfurt – überall wird un/konferiert und ge/bar/campt, um die Segnungen mobilen Lernens zu feiern. Wo bleibt der Praxistest mit Lehrern wie Dir und Mir?
Ja, was denn nun!
Ist das digitale Lernen mit own devices, Tablets, mit Wikis, Blogs, Apps etc. pp. nun die Zukunft?
Oder ist es die weitere Verdünnung und Verflüssigung der didaktischen und kognitiven Substanz des Lernens?
Man weiß es nicht. In Hamburg ging es gerade wieder 1:1 aus. Auf dem 11. EduCamp in Hamburg, der größten selbstorganisierten Un-Konferenz der pädagogischen digitalen Intelligenz bisher, trafen sich 200 Cracks – und Dilettanten.
MineCraft-Schule in 3D
Der Lehrer Thorsten Groß, so berichtete er dort in einer Session, trug das Format BarCamp ins Gymnasium. Informelles Lernen goes superregulierte Anstalt, intrinsisches Arbeiten erobert äußerliche Lehrplanbefolgung. Die Schüler bauten bei Groß alias @mctuxman, unter anderem, mit dem Programm MineCraft ihr Gymnasium virtuell nach, als 3D-Modell. Bei einem GamesCamp an der Schule. Und beantworteten später bei einem AbiCamp die verwirrend dummen wie intelligenten jegliche Fragen künftiger Oberstufler. „Alle Kollegen, die bei dem BarCamp mitgemacht haben, waren begeistert. Die anderen verstanden oft noch nicht, worum es geht.“ Ein Highlight in der Schule – und zugleich eine gelungene Session beim Hamburger EduCamp. Mehr zum AbiCamp gibt’s hier.
Aber es gab eben auch das in Hamburg. Eine Sitzung zur Gretchenfrage der Didaktik: Wie können iPads, Wikis, Blogs und so weiter die Eroberung der Lerngegenstände vereinfachen? Kurz: Didaktische Modelle für digitale Medien. In der stinknormalen Schule sind die Fachdidaktiker so etwas wie die revolutionären Garden der Zitadelle Gymnasium. Wer das Lernen verändern will, muss da also ran. In der Session kein Wort davon. In einer Einführungsrunde versprachen sich alle Teilgeber, wie man die Insassen einer BarCamp-Session nennt, wie sehr sie daran interessiert seien, didaktische Kniffe mal ganz konkret kennen zu lernen.
Und das war’s dann auch.
Keiner, niemand konnte ein konkretes Unterrichtsbeispiel aus einer Schule und/oder einem Fach berichten, wo ein App, ein Gerät oder eine Plattform das Lernen irgendwie verbessert hätten. Schmerzlich wurden @HerrLarbig (Torsten Larbig) aus Frankfurt oder der Kölner @Tastenspieler (André Spang) vermisst, die an ihren Gymnasien mit allerlei digitalem Schnickschnack das Lernen von morgen bereits praktizieren.
Gezielter Einsatz im nirgendwo
„Ich setze die Tablets ganz gezielt ein, die Schüler müssen bei mir ein Blog führen!“, behauptete hingegen in Hamburg eine Lehrerin. Und in welchem Fach? „In Informatik“. Mehr war nicht – und das in der für die Breitenwirkung vielleicht wichtigsten Session am Wochenende, der zu Didaktik. Nicht einmal der Begriff Didaktik ließ sich klären. Stattdessen wurde plötzlich der „postheroische Unterricht“ (nach David Klett nach Dirk Baecker) beschworen – der sicher eine gute analytische Kategorie ist. Aber ein operativer Begriff, um Unterricht2.0 besser zu strukturieren?
Die Schulrepublik ist nervös, das neue Lernen steht irgendwie vor der Tür. Vielleicht. Korea wird in zwei Jahren nur noch digitale Schulbücher haben. Jeder Schüler dort soll Besitzer eines kostenloses Tablets sein werden . Sogar die Türkei hat die kleinen, flachen Wunderdinger bestellt ausgeschrieben. In Deutschland ruht der See still. Die föderale Bildungspolitik ist viel zu dement, um auch nur darüber nachzudenken, ob man darüber nachdenken sollte, ob man Schulen digitalisieren könnte. (!)
Demente Bildungsrepublik, digitale Pfadfinderei
Immerhin: Allenthalben treffen sich Initiativen und Gruppen, um das neue Lernen zu sondieren. Autodidakten und Einzelkönner aus Schulen, Pfadfinder der Industrie und Nerdcrowds wie das Co:llaboratory Lab. Nicht nur in Hamburg. Morgen Heute laden Zeit und Telekom-Stiftung zur Bildungskonferenz 2013: „Computer sind cool, Tablets noch mehr“, lautet der erste Satz der Einladung. Der Nachteil all‘ dieser Veranstaltungen: Otto und Ottilie NormallehrerIn tangieren diese Nerd-Treffen kein bisschen. Außer in Frankfurt Ende nächster Woche vielleicht, wo die Bundesarbeitsgemeinschaft Freier Alternativschulen selbstbestimmtes Lernen in der digitalen Gesellschaft diskutieren will, bleibt die Konfrontation zwischen Lehrern oder gar kritischen Lehrern und den nicht mehr ganz so neuen Medien aus.
– unter anderem mit @gibro über Spielen /Gamen, @jmm_hh über Facebook -Knigge, @lammatini über Mut und Scheitern, @Ue_Trainer über Tablets in der Klasse, @ mons7 über Mooc’s –
Dabei gibt es bereits Beispiele, wo das mobile Lernen in der Realität erkennbar wird – und sich als Gewinn erweist. In Hamburg präsentierte eine Berufsschullehrerin der Elly-Heuss-Knapp Schule Neumünster einen blended learning-Ansatz, also einen Verschnitt von virtuellem und realem Lernen, der auf seine Art ausgefeilt ist. Friederike Pelz bildet Fachkräfte für Pflegeassistenz aus, sie kann es nicht brauchen, wenn ihre Schüler „sich im Altenheim falsche Handgriffe angewöhnen, die für die Patienten schmerzhaft sind.“ Deswegen schätzt sie „das direkte und schnelle Feedback über die virtuellen Instrumente.“
Didaktik by Dr. Wurst
Mancher der Zuhörer mochte die Nase rümpfen ob des eLearning-Stoma-Kurses, bei dem die SchülerInnen aus der Distanz mit Hilfe von Bildern, Texten und Dateien büffeln, wie man einen künstlichen Darmausgang schmerzfrei wartet. Aber Berufsschullehrerin Pelz hat im Wortsinn einen Plan – und Begriff von individuellem Lernen: „Ich finde es gut, wenn die Schüler nicht alle zugleich durch den Kurs durch sind – dann kann ich mich ihnen nacheinander viel genauer widmen“. Und die nächste Stufe wartet schon: Das virtuelle Altenheim – „da wird es dann noch individueller“. Nämlich, wenn der eine Pflegeschüler bei Charakteren wie dem Lehrer Eddy was lernt – und der andere gleichzeitig eine Lektion von Stationsarzt Dr. Wurst bekommt (womöglich wieder über Darmausgänge).
Das Format EduCamp war bisher das lebendigste und fortschrittlichste. Es war viel schneller und innovativer als etwa die ZEIT-Konferenzen. Weil es viel Know How zusammen bringt, immer die experimentellsten Formate probiert und die Potenz der Teilgeber mobilisiert. Aber trotz der großen Zahl an Leuten in Hamburg zeigte sich so etwas wie eine Entfremdung. Zwischen superklugen Leuten wie Guido Brombach (@gibro) oder Jöran Muuß-Merholz (@jmm_hamburg), die Apps konstruieren und diffizile didaktische Fragen aufwerfen („Anti Copy-Paste-Aufgaben“) und den Leuten, die da nicht mehr mit können und deswegen wieder zu ganz normalen Teilnehmern werden. Das spiegelt sich, leider, im immer liebloser werdenden Format der Sessions. Allzuoft gibt es simple Frontalveranstaltungen (die man augenzwinkernd partizipativ nennt) – oder kollaborative Laberrunden mit Non-Themen wie „Lernen gestern-heute-morgen“.
Den Satz des Camps formulierte Muuß-Merholz:
„Könnte es vielleicht eine Methode sein, ein Barcamp bei Lehrern besser durchzukriegen, indem man das Wort Barcamp vermeidet?“
Die Erlösung muss also heimlich kommen.
Das EduCamp umfasst immer eine ganze Bandbreite von Menschen. Viele heutige „Bildungsnerds“ haben dort vielleicht ihre Impulse und ihre neue Sicht auf die im Netz gebotenen Vernetzungsmöglichkeiten bekommen. Bei jedem EduCamp sind neue Menschen dabei, die da erst ganz am Anfang stehen, was Geräte und was „edushift“ angeht (letztlich ja nix anderes als eine Haltungsänderung, die mit Geräten nix zu tun hat).
Deswegen glaube ich auch nicht, dass es wirklich das Inhaltliche ist, was das EduCamp ausmacht, sondern eher der dort herrschende Geist (der natürlich dem System Schule nicht die Erlösung bringen wird, weil ihn niemand „machtpolitisch Bedeutender“ über die „Schäfchen“ ausgießt).
Wenn wir ehrlich sind, hat die gesamte Eduszene noch lange nicht das Stadium der Experimente verlassen. Fertiges wird es wohl wenig geben. Ich falle selbst mit meinen Versuchen in Digitalien z.Zt. eher noch auf die Schnauze, als dass mich alle dafür liebhaben oder nur noch Bestnoten herauskommen.
Vielleicht hilft ein EduCamp beim Aufstehen und beim Weitermachen. Die Niedersachsen haben immerhin das Thema „Bildung mit Medien“ in einem politischen Papier stehen, von dem ein Experte sinngemäß sagte: „Es hätte schlimmer kommen können, aber die grundsätzliche Richtung stimmt ja!“
Vielleicht brauchen wir mehr Berichte und mehr Öffentlichkeit bei den eher stillen Naturen – z.B. einer Frau Pelz. Da fiele mir einiges ein. Nicht nur in Köln gibt es iPads :o)… Es gibt Schulen, die wesentlich mehr davon haben und mobiles Lernen auch schon mehrere Jahre betreiben.
Barcamp Regel 1 „kollaborative Laberrunden“ durch aufstehen und verlassen des Raumes den Leuten zu überlassen die genau das mögen. War toll. Somit kommt man auch in den Genuss von viel MEHR. Es war mein erstes Barcamp und ich war wirklich ein wenig überrascht, dass dies das „Grundformat der Sessions“ war. Möchte an dieser Stelle eine Lanze brechen für Joshua den ‚FIFA Weltmeister‘ und den ‚Kinderchat Hack‘ – das war definitiv anders.
Didaktische Modelle für digitale Medien? Weil du das und dann auch noch mich in deinem Beitrag ansprichst, melde ich mich hier (kurz) zu Wort:
Wie man digital in die Breite kommt? – Machen!
Wie man zu konkretem Unterricht kommt, in dem digitale Medien integriert vorkommen? – Mache!
Klingt leicht. Ich erinnere mich an die staunenden Gesichter bei einer Educamp-Session (war es in Köln oder in Bielefeld?), in der es um die Frage ging, wie man Kollegen dazu bekommt, mit den Geräten zu arbeiten. Wohlbemerkt: Es ging nicht um Fragen der Didaktik, des Nutzens, sondern um missionarischen Eifer 😉
Missionarischer Eifer steckt nicht hinter dem „Machen“, wie ich es meine, sondern eigene Neugier. Wenn etwas vor dem Hintergrund solcher Neugier gelingt, strahlt es von alleine aus. Das ist meine Erfahrung.
Einer hat angefangen. Mittlerweile haben wir einen Gesmatkonferenzbeschluss, dass wir an einem Projekt teilnehmen, in dem es um die sinnvolle Integration digitaler Medien in den Unterricht geht. Wir wollen das als Schule. – Vor eine paar Jahren sah das noch anders aus.
In der Steuergruppe zu diesem Projekt beteiligen sich jetzt ca. 10% des Kollegiums. Sie wuchs bislang von Sitzung zu Sitzung. Diese Steuergruppe befasst sich mit der Nutzung digitaler Medien im _ganz normalen_ Unterricht (Schule Interaktiv – Website: http://verwaltung.hessen.de/irj/HKM_Internet?cid=9ac251814876a1f8e30c78f140b54a93 – Nicht ganz aktuell, weil Projekt von Hessen übernommen wurde, die Stiftung nach erfolgreicher Initiierung raus ist). Es geht nicht um Leuchtturmprojekte, sondern wirklich um den Alltag des Lernens in der Schule.
Dabei ist das Grundanliegen tatsächlich nicht nur der didaktische Mehrwert digitaler Geräte, den wir eben auch erkunden, den wir nicht automatisch voraussetzen. Mich interessiert aber auch, wie digitale Lernertypen und analoge Lernertypen in einer Lerngruppe gewinnbringend zusammenarbeiten können. Ich will zunehmend weg von dem „alle arbeiten jetzt digital“.
Wenn du die Didaktik ansprichst: Ein Problem ist durchaus, dass alte Lerninhalte oftmals 1:1 auf digitale Lernwege zu übertragen versucht wird und die Didaktik mit in den Transfer übernommen wird, ohne diese auf Tauglichkeit im digitalen Kontext zu überprüfen.
Am Anfang stand bei uns übrigens ein Lehrer mit Tablet, der selbst mit dem Gerät gearbeitet im Unterricht und für die Schüler wahrnehmbar gearbeitet (sic!) hat. Am Anfang stand nicht die Vorstellung, die Schüler müssten mit den Geräten jetzt, sofort und alle möglichst mit 1:1-Vollausstattung arbeiten. Die Zahl der Lehrer mit Tablet und im Unterricht präsenten Laptops hat in den vergangenen zwei Jahren deutlich zugenommen. Und mittlerweile lernen Schüler einer siebten Klasse Graphen nicht mehr nur auf dem Papier zu zeichnen, sondern auch in Apps (iOs und Android – Misch- statt Monokultur) darzustellen.
Nach dem Lehrer kamen dann die Schülergeräte mehr und mehr ins Spiel. Und jetzt blogge ich mit einer Lerngruppe, die sich dafür einstimmig entschieden hat, obwohl im gleichen Projekt auch andere Lernwege möglich gewesen wären (auch analoge übrigens). Dabei kommt unter der Hand Mediendidaktik und -pädagogik in den (Religions)Unterricht, ob nun Urheberrechtsfragen, Fragen der Qualitätskriterien und damit auch der Bewertung solcher Arbeitsprozesse und deren Ergebnisse; parallel zum Projekt geht es um vertiefende Inhalte im Unterricht, die nicht gleich verbloggt werden.
Ich nenne das „integratives Arbeiten“, weil das Ziel tatsächlich die Integration unterschiedlicher digitaler Endgeräte (vom Laptop bis zum Smartphone – der Schüler, mit unterschiedlichen Betriebssystemen und Ausstattung) in Lernprozesse ist.
Natürlich kommt es da vor, dass in manchen Situationen die Technik im Vordergrund steht, weil man sie neu einführt oder weil mal was nicht funktioniert. (Aber wenn eine Füllerpatrone leer ist, nimmt auch diese „Technik“ im Vordergrund Platz – gemäß dem TZI-Diktum „Störungen nehmen sich / haben Vorrang“. Aber dass die Technik zum Lernprozess dazu gehört, ist selbst Teil des Prozesses. Den Umgang mit einem Buch oder einer Bibliothek, einem Wörterbuch oder mit Messgeräten im naturwissenschaftlichen Unterricht muss man ja auch erst lernen.
Das alles geschieht recht unaufgeregt, wächst im Schulkontext, die Zahl der sich beteiligenden Lehrer nimmt zu, die Häufigkeit der Nachfragen an mich (Technik, Apps etc.) bezüglich Tablets, die die Lehrer nutzen auch.
So ist z. B. ein ehedem papiernes Zeitungsprojekt im PoWi-Unterricht in diesem Jahr auf E-Paper gesetzt worden, was für die Schüler (sic!) eine ganz schöne Herausforderung ist.
Nachtrag zum Abicamp von McTuxmann:
– Ich war bei diesem Abicamp. Das war großartig, von der Orga bis hin zur Atmo. Ich hatte es leicht, als externer Lehrer habe ich das Barcamp-Du pflegen können. (Aber habe ich das richtig mitbekommen: Es gab auf dem Educamp Leute, die sich gesiezt haben?). Da wurde konkret gearbeitet und es kam wirklich zum Austausch. Und ich kann mir lebhaft vorstellen, dass diese Session dann ähnlich qualitätsvoll wie das Abicamp selbst war.
Herr Larbig spricht den wunden Punkt an: Es fehlte nicht dieser oder jener auf dem Educamp, sondern der Mut, das, von dem man überzeugt ist, auch in der Schule einzusetzen. Dass man dabei (mitunter große…) Fehler macht, spielt keine Rolle. Was zählt, ist der Geist, die Idee!
Es kommen nicht mehr Menschen zu Barcamps, wenn diese nicht mehr so heißen. Sie kommen, weil sie neugierig sind. Und jeder, der seinen Unterricht offensiv digitalisiert, wird die Erfahrung gemacht haben, dass Leute mitmachen. Und dann wächst da schon etwas…
@maeesjuh finde ich nicht. Der Geist ist nicht alles, ich will wissen, wie und wohin der Mantel der Geschichte fällt. Zu deutsch: Was sind die operativen/didaktischen Konzepte digitalen Lernens?
1. Punkt: „Nicht nur in Köln gibt es iPads“: http://www.tablet-in-der-schule.de/2013-04-07/tablet-schulen-in-deutschland Genau! Das wäre ja auch schlimm, und es ist gut, dass es nicht so ist. Also, seit mal LAUT. Lasst es alle wissen. Die Bildungsrepublik braucht Mut. 2. Punkt: Machen! Danke @herrlarbig Darum geht es (heute). 3. Punkt: @ciffi Die Didaktik? Nun, in Bezug auf das #Lrn21 müssen wir sie eher „Impro-didaktik“ nennen. problemlösend, teamorientiert, kreativ, innovativ. So haben wir’s heute auf der ZEIT-Konferenz gehört. 4. Beim nächsten Educamp, oder wie das dann auch heisst, bin ich wieder dabei. 5. Punkt: Meine 50 cent 🙂
Gute frage, André! Aber: Das, was Herr Schwaderer von Intel Didaktik nannte (und was Du als Impro-Didaktik zitierst), das ist keine, das ist pures Marketinggeschwafel, um Intel-Produkte zu verkaufen. Schwaderer weiß im engeren pädagogischen Sinne doch gar nicht, was Individualisierung ist. Du und die Lehrer, die das mit und ohne Tablet können, ihr müsst ihm das erklären. Nicht umgekehrt. Best!
Gerne erklären wir das. Leider sitzen aber nur „Experten“ wie er vorne auf der großen Bühne. Daran müssen „wir“ noch arbeiten, stimmts? 😉
„Also, seit mal LAUT. Lasst es alle wissen.“ Hm. Finde ich nicht, zumindest nicht für Endgeräte. Der Fokus auf Endgeräte ist mir persönlich medial zu dominant. Die für mobiles Lernen m.E. WIRKLICH relevanten technischen Faktoren – z.B. die Qualität und der Ausbaustand des Netzes an einer Schule – sind i.d.R. eh nicht öffentlichkeitsgängig – da steigen die meisten dann aus (Stichworte: Mediastreaming, Dateiaustausch, echte Kollaborationsmöglichkeiten, zentrales Identitymanagement, Datenschutz etc.) Zudem kann man auch mit Tablets ziemlich viel alten Unterricht machen. Die Technik ist nämlich eigentlich schnurzpiepe – spannend und unglaublich aufwändig wird es beim Faktor Mensch und bei der Fortentwicklung pädagogischer Haltungen.
Auch didaktische Konzepte sind in der Regel noch nicht öffentlichkeitsgängig, da zumindest „meine“ Schulen da noch eher auf der Suche und am Experimentieren sind. Der Mantel fällt dabei in der Regel oft genug so, wie er in Schule schon immer gefallen ist. Das Ausbrechen und Experimentieren läuft in „medialen Schutzräumen“ nach meiner Erfahrung als Berater viel freier und ungezwungener ab, als wenn ich als Schule die Erwartungen erfüllen muss, die durch mediale Präsenz eben auch entstehen. Erst wird dort Innovation gefeiert, das hält eine Weile an und dann kommen oft langfristig die anderen, hinterfragenden Sichtweisen und da wird es dann spannend.
Die Art der Endgeräte ist tatsächlich zunächst einmal zu vernachlässigen. Wichtig ist im schulischen Alltag doch vor allem, dass sie schnell einsetzbar sind und möglichst zuverlässig funktionieren. Da gibt es verschiedene Lösungen, prinzipiell so etwas wie Notebook- oder Tabletwagen vs. BYOD, und jede Schule muss für sich selbst herausfinden, welche Lösung für sie die beste ist, abhängig vom Vorwissen des Kollegiums ebenso wie beispielsweise von baulichen Aspekten (Zahl und Lage der Gebäude, Fachräume usw.). Ich glaube nicht, dass es hier eine Patentlösung gibt, und das ist auch gut so.
Für alle Settings sind aber auch aus meiner Erfahrung besonders für „Anfänger“ und auch „Anfängerschulen“ die „medialen Schutzräume“ eine Gelingensbedingung.
Es gibt eine Reihe von Gründen, warum mobile Endgeräte in jedweder Form bisher so selten zum Einsatz kommen, aber die wichtigsten sind meines Erachtens Unlust, Unvermögen und Unsicherheit.
Diese gilt es der Reihe nach zu „knacken“: Unlust, im Extremfall Verweigerungshaltung, kann ich teilweise durch mediendidaktische und -pädagogische Argumente begegnen, werde damit aber in der Regel das Ziel nicht erreichen, da diese Modelle in der „stinknormalen Schule“ nicht sofort mit Kusshand begrüßt werden, wie auch die „normale“ Fachdidaktik.
Als erfolgreicher sehe ich da die sog. „Best Practise“ Beispiele an, wobei ich es hier mit Prensky halte und den Begriff „Good Practise“ bevorzuge, eben weil dies nicht suggeriert, dass man hier etwas Ausgereiftes vorstellt, sondern man tatsächlich noch ständig ausprobiert und die Erfahrungen und Fehler eines vergangenen Projekts in das nächste Projekt einfließen lässt, damit dieses besser wird.
Mit den einfacheren und gelungenen Beispielen dieser Art gelingt es hoffentlich, weitere Kolleginnen zum Mitmachen zu begeistern, ihnen Schritt für Schritt die notwendigen Kompetenzen zu vermitteln (und damit Schritt für Schritt das Unvermögen zu beseitigen) und sie dann in diesem Schutzraum eigene Erfahrungen machen zu lassen (Stichwort: Unsicherheit nehmen). Eigentlich ist das doch nichts Anderes als im Unterricht: Ich muss meine Schüler irgendwie davon überzeugen, die Unterrichtsinhalte jetzt gut zu finden, ihnen die notwendigen Kompetenzen vermitteln und sie dann in einem Schutzraum bei der Durchführung ihrer Projekte zu diesen Inhalten begleiten. Wenn das Projekt gut ist, stelle ich es der Öffentlichkeit vor, wenn nicht, dann eben nicht.
Das heißt letzten Endes tatsächlich: Machen. Weitersagen. Lernen. Weitermachen.
Ob ein Educamp vornehmlich dazu gedacht ist, weiß ich nicht. Ich dachte schon auch, dass ein Educamp eher eine Art Klassentreffen ist. Mehr Praxisbezug erwarte ich da von Veranstaltungen wie der iMedia bei uns in Rheinland-Pfalz (imedia.bildung-rp.de) – dieses Jahr übrigens mit dem Schwerpunkt „Mobil und vielfältig lernen“ 😉
“ Ich glaube nicht, dass es hier eine Patentlösung gibt“ – doch: Der Minimalkonsens ist immer das Netz bzw. die Vernetzung der Geräte (und später auch der Netze) untereinander. Alle Lösungen, die das nicht bieten, bringen uns m.E. keinen Schritt weiter (konzeptionell ist das Internet ja sowas, aber in pädagogischen Kontexten in dieser Grenzenlosigkeit vielleicht auch herausfordernd). Es kommt nicht von ungefähr, dass sich ein Großteil gerade der iPad-Blogger mit zunächst leider technischen Möglichkeiten der Vernetzung von iPads untereinander(!) beschäftigen.
Gibt es kein Netz, gibt es keine Voraussetzung für alles andere. „Meine“ Schulen kommen auf Ideen, weil sie ein Netz haben. Da kommen nach kurzer Zeit ganz merkwürdige Anfragen wie: „Also, ich bräuchte jetzt mal noch die und die Möglichkeit, mich mit anderen auszutauschen – geht das?“ Wenn ich dann nicht antworten kann: „Klar. Mache ich dir JETZT fertig“, dann muss es ja kompliziert sein. Also ist mein Job zunächst, Schulen ein Netz zu verschaffen. Ob das mit iDingens oder gebrauchter Hardware oder BYOD nutzen, ist erstmal zweitrangig. Die Hardwareschieber wollen aber keine Netze verkaufen – die wollen Hardware schieben und binden daher „ihre“ Didaktik an Endgeräte. Das ist insich auch völlig logisch.
Was ich meinte war darauf bezogen, ob es jetzt MNS+ oder Linux Musterlösung sein soll, ob Tablets oder Netbooks, ob Android, iOS oder Windows, ob BYOD oder stationär vorhandene Geräte, usw.
Ein funktionierendes Netz und Netzwerk hatte ich jetzt einfach mal vorausgesetzt, denn mobiles Lernen ohne Netz und ohne Vernetzung macht natürlich wenig Sinn 🙂 . Insofern: Volle Zustimmung, auch zu allem zuvor Geschrieben von dir!
Da unser Konzept so wohlwollend erwähnt wird, sollen meine leisen Töne doch noch etwas lauter werden.
Sehr richtig schreiben Sie, es braucht Konzepte für den Einsatz digitaler Medien im Unterricht. Meiner Meinung sollten Lehrer es damit halten, wie mit allen anderen Unterrichtsmethoden auch: für jeden Inhalt die beste Methode auswählen. Denn nicht mehr oder weniger ist der Einsatz digitaler Medien: eine von vielen möglichen Unterrichtsmethoden. Es handelt sich nicht um ein Allheilmittel, Methode und Inhalt müssen zusammenpassen! So bleibt Unterricht spannend und die Schüler haben viel Freude am Lernen, egal welches Endgerät sie nutzen.
Trotzdem bieten digitale Medien in unserem Fall (Elly-Heuss-Knapp Schule, NMS) z. B. Blog, Portfolio, Podcasts, Lernmodule oder Tests spannende Einsatzmöglichkeiten, um Unterricht individuell zu gestalten und besonders die sonst so verunglimpfte Heterogenität der Schüler positiv zu nutzen.
Ich möchte Herrn Larbig beipflichten: „machen“ ist das Stichwort! Aber ich möchte ergänzen: bitte, liebe Kolleginnen und Kollegen, nicht einfach „drauflosmachen“, sondern fragt Euch immer: „ist diese Methode die bestmögliche, um diesen Inhalt zu vermitteln?“