… nicht den Tätern

Verantwortung für verformte Seelen

Warum es mich verzweifeln lässt, wenn „sie“ davon sprechen.

Da wird man als Kind sexuell missbraucht, in einer Normalität und mit einer Normalität die der missbrauchte Mensch Jahrzehnte lang nicht einordnen kann. Als Kind, zur Zeit der Tat, schon gar nicht.

Normalität ist das, auf das du dich verlassen kannst. Für das Kind weicht langsam der Wunsch nach Normalität. Nach dieser Normalität.

Es entwickelt Strategien dieser Normalität zu entkommen und muss sich gleichzeitig mit ihr arrangieren.

Sind die Knochen des Babys noch weich und formbar, so ist dies insbesondere die Seele eines Kindes. Unter dem Druck, die Normalität als etwas Falsches zu erleben und dem Versuch sich dieser dennoch anzupassen, verformt sich die Seele derart, dass eine Korrektur nur schwerlich erreichbar ist. Zeit Lebens wird es möglich sein „Verformungen“ an der Seele zu fühlen.

Der Mensch, welcher auf einen solchen Werdegang zurückschaut, lebt mit diesen „Verformungen“. Die Normalität an der und in der das Kind zerbrach, wurde geschaffen von Menschen die sich offiziell als politische Opposition oder auch außerparlamentarischen Opposition bezeichneten. In dieser Funktion ist man nun ein wesentliches Element jeder modernen Demokratie. Und in dieser Funktion stießen sie die Diskussion an, sexuelle Kontakte zum Kinde straffrei zu stellen zu legitimieren und zu endstigmatisieren.

Das Kind zerbrach – weil es „auffällig“ wurde und als „verrückt“ galt, (zumindest als gestört); weil es den Verlust seiner menschlichen Würde, dessen Existenz es nur erahnte, in der realen Welt nicht mehr ertragen wollte und konnte. So zerbrechen Kinder.

Denen aber, die sich mit ihrem Tun von ihren menschlichen Wurzeln trennten, wurde schon dadurch „Normalität“ bescheinigt, dass über das Für und Wider eines furchtbaren Verbrechens auf politisch hoher Ebene diskutiert wurde, obwohl deutlich sein musste, dass es gar kein „Für“ gab.

Menschen, die öffentlich beschrieben, wie schön Sex mit Kindern ist, Menschen, welche die Abscheulichkeit und die katastrophalen Folgen von Kindesmissbrauch derart und über einen langen Zeitraum durch immer wieder neue Einlassungen und Unterlassungen in Frage stellten, haben über das Leben des Kindes und über dessen Zukunft entschieden.

Sie haben Tätern Sicherheit gegeben.

Während die Einen nie haben wirklich leben können, haben die Anderen oft Jahrzehnte lang ungestört schwerste Verbrechen begehen dürfen.

Deshalb ist es nicht damit getan heute zu sagen: „Ich übernehme dafür die Verantwortung“.

Das ist nicht möglich! Sie können die Verantwortung für dieses Tun gar nicht tragen!

Es ist nicht möglich und es so zu formulieren ist vermessen. Ein Schlag ins Gesicht eines jeden Betroffenen.

 

Denn Verantwortung tragen heißt:
Sein Tun zu vertreten und auch die negativen Folgen zu tragen!

 

Aber die negativen Folgen trägt der missbrauchte Mensch! Sie aber legen ihre Verantwortung ab, mit dem lapidaren Hinweis „Dafür übernehme ich die Verantwortung“

Verantwortung wird zur Pflicht, wo man sie übernimmt. Dieser Plicht nun gerecht zu werden, ist nicht damit getan, öffentlich Fehler einzugestehen. Wenn sie ihrer Verantwortung gerecht werden wollen, haben sie an die Grenzen dessen zu gehen, was ihnen möglich ist. Menschlich, finanziell, politisch.

Tut das jemand? Nein!

Alle die in irgendeine Form beteiligt sind an der Geschichte des sexuellen Missbrauchs an Kindern, sind bemüht genau das zu tun, was unbedingt notwendig ist, um weiteren Schaden von sich zu wenden. Egal, ob Kirche, Odenwaldschule, Parteien, Heime, Täter…

Der Betroffene muss spüren, dass sie ihre Verantwortung übernehmen.

Ich spüre es nicht.

Das lässt verzweifeln.

Ich glaube, es ist mir nicht gut gelungen euch eine (meine) hilflose Wut zu vermitteln.

Ich sehe diesen Tritin wie er mit sonorer Stimme, immer leicht arrogant, weitgehend ungerührt, in ein Mikrophon spricht: „Dies ist auch meine Verantwortung. Und dies sind auch meine Fehler, die ich bedauere.“ Und ich könnte meinen kleines tragbares Fernsehgerät zerschlagen, und weiß, dass es gar nichts bringt.

Ausser das ich kein TV mehr habe, also mir selbst schade.

Der Text wurde von jemandem verfasst, der sexualisierte Gewalt über lange Zeit erlebt hat. Und zwar in einer Zeit und in Zusammenhängen, die sexuelle Befreiung auf ihre Fahnen schrieben. Der Name ist pisaversteher bekannt.