Die Odenwaldschule musste heute ihr neues Wohnkonzept für das Internat bei den Aufsichtsbehörden vorstellen – und verteidigen. (22.7.14) Denn die entscheidende Person, die es schrieb, Internatsleiterin Juliana Volkmar, wurde gerade in die Wüste geschickt. Dem Vernehmen nach sehen es die Behörden sehr kritisch, dass es keine personelle Kontinuität an der Schule gibt.
Nachrichtlich: Laut Mannheimer Morgen verlangen die Behörden Präzisierungen und Nachbesserungen.
Pädagogischer Eros ist nicht asexuell
Das Konzept, das heute verteidigt werden soll, sieht eine Auflösung des Familienprinzips der Odenwaldschule vor. Das bedeutet, künftig sollen nicht mehr die Lehrer mit den Schülern in Wohngemeinschaften zusammen wohnen; diese WGs heißen an der Odenwaldschule Internatsfamilien und an der „Freien Schulgemeinde Wickersdorf“, von der sich die OSO das Prinzip vor 100 Jahren abgeguckt hatte, hieß es Kameradschaft. Laut ihrem Erfinder, dem fanatischen Päderasten Gustav Wyneken*, war die Kameradschaft der Ort des „pädagogischen Eros“. Dieser Eros ist angeblich platonisch, also asexuell, aber das ist Quatsch. ** (Siehe unten) Gerold Becker und andere Täter an der Odenwaldschule sprachen gern vom pädagogischen Eros, wenn er sie Schüler missbrauchten.
In dieser Tradition steht die Internatsfamilie, auch wenn das ein Teil der heutigen Oso-Lehrer nicht wahrhaben will. Sie seien, hieß es, massiv gegen die Abschaffung der alten Familien – und das obwohl es ein ständiges Wehklagen über die Überforderung gibt, die „tagsüber Lehrer-abends Erzieher“ für die Pädagogen der Odenwaldschule bedeutet.
16 Sozialpädagogen sind zu teuer
Das Konzept von Frau Volkmar sah vor, 16 Sozialpädagogen und Erzieher als Betreuer der Schüler neu einzustellen. Dieses Konzept entspricht – mit ein paar Spielregeln und Sicherungskonzepten – dem Standard moderner Internate. Aber für die OSO ist das derzeit wohl zu teuer, wie aus der Schule verlautete. Wenn die Schule im Herbst wieder beginnt, wird es nur wohl noch 150 Schüler geben.
In der Schule gibt es nun offenbar Vorstellungen, das Volkmarsche Internatskonzept schrittweise einzuführen. Zuerst werden die so genannten Jugendamtskinder aus den Lehrer-Schüler-WGs gelöst, später sollen die anderen Internatsschüler folgen. Das würde natürlich eine Zweiteilung der Schule bedeuten, und es ist fraglich, ob die Heimaufsicht diesen Ansatz stützen wird.
* Wyneken wurde bis vor kurzem an der Schule aber noch als fantastischer Pädagoge gefeiert
** Der reale körperliche Eros gilt als die Voraussetzung des geistigen platonischen Eros: „Der Pädagogische Eros der Knabenliebe, der sich an der Schönheit von Knaben entzündet, wird damit in Platons Eroslehre zum Sprungbrett höherer Erkenntnis, indem das erotisch begehrte Objekt nicht länger der schöne Knabe ist, sondern die Schönheit selbst zur vollkommenen Idee des Guten und der Wahrheit geriert. Eros wird so bei Platon zu einem Bildungstrieb stilisiert.“ Magdalena Klinger