Eine Weihnachtsgeschichte über die heiligen drei Königinnen Sylvia Löhrmann, Johanna Wanka und Brundhild Kurth, die nicht Weihrauch und Myrrhe bringen. Sondern Märchen erzählen, die Eltern und Schüler lieber nicht glauben sollten
Es ist kurz vor Weihnachten und große Entscheidungen in der Bildungspolitik stehen an. Da muss man wohl verstehen, dass die wichtigsten Frauen aus diesem Politikzweig frohe Botschaften überbringen wollen. Es sind die amtierende und die künftige Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Sylvia Löhrmann und Brunhild Kurth, sowie die Bildungsministerin des Bundes Johanna Wanka. Nein, keine Sorge, diese Frauen sind im Grunde ihres Herzens ehrliche und sympathische Personen, und es kann nicht darum gehen, ihnen Lügen im moralischen oder strafrechtlichen Sinne vorzuwerfen. Dennoch ist, sagen wir, die Spannung zwischen dem, was sie in ihren Botschaften insinuieren, und den darunter liegenden Fakten geradezu maximal.
Teil 1: Brunhild Kurth – ein neues zentrales Abitur für alle Länder kommt näher
Brunhild Kurth wird ab 1. Januar die neue Präsidentin der Konferenz der Kultusminister (kurz: KMK) sein. Im Moment ist sie Bildungsministerin in Sachsen. Die CDU-Politikerin hat sich dieser Tage in Berlin vorgestellt. Kurth hielt eine Rede von rund 30 Minuten, es steckte ganz viel in dieser Rede. Besonders wichtig war ein Punkt: Das Abitur! Das gemeinsame Abitur für alle Bundesländer. Frau Kurth strahlte, als sie von dem erzählte, was umgangssprachlich Zentralabitur heißt. Es gebe bald ein „Sechs plus Zwei“-Abitur, schwärmte sie, und sie meinte damit nicht die Zahl der Fächer, sondern die Zahl der Bundesländer, die gemeinsame Abituraufgaben ausgeben und ihre Schüler dieses Abitur dann zur gleichen Zeit schreiben lassen. Das ist die Logik eines zentralen Abiturs – alle müssen es auf einmal schreiben. Denn sonst würde der frühe sächsische Abiturient womöglich nach Bayern fahren, wo das Schuljahr traditionell später endet, und die Aufgaben verpetzen.
Brunhild Kurth redete nicht viel über die Inhalte des Abiturs, denn sie musste zugeben: Es ist wahnsinnig kompliziert, gemeinsame Termine für eine gemeinsame Abi-Prüfung zu finden! Bisher machen sechs Länder bei dem kleinen Zentralabitur mit, aber bald sollen zwei weitere Länder dazu kommen (Bremen und Brandenburg). Das wird dann noch komplizierter, murmelte Kurth. Für einen Moment war sie ein bisschen zerknirscht. Weil es so aufwändig ist, alle zum gleichen Zeitpunkt unter einen Hut zu bringen. Aber, egal, Hauptsache, es gibt jetzt schon das Sechs-plus-Zwei-Abitur. Und wieso nicht acht, sondern 6+2? Wegen der Termine. Man versucht eben nur, die beiden neuen Länder mit zu integrieren.
Jeder, der sich mit den Ländern und der Bildung bisschen befasst hat, der weiss: Ein Zentralabitur wird es in Deutschland nicht geben. Es ist ein deutscher Fetisch. Aber dafür müsste man nicht nur 6+2, sondern 16 Länder koordinieren. Alle müssten, wie in Frankreich, das Abitur auf einmal schreiben. Das wird nicht gelingen. Schon die Koordinierung der Ferientermine ist das blanke Chaos in der KMK, und deswegen nimmt sich Bayern einfach immer den Ferientermin, den es haben will. Die anderen Länder sollen dann sehen, wann und wie sie in die Ferien kommen.
Wieso soll da ein Zentralabitur also klappen? Da gab Brunhild Kurth kleinlaut zu, dass es gar kein Zentralabitur sein wird. Das verstünden die Leute bloß immer so, assistierte ihr Generalsekretär. Das alles hatte Kurths Vor-Vorgänger Dorgerloh schon vor langem ausführlich dargelegt. Er sagte den schönen Satz: „Ein Zentralabitur kann und wird es nicht geben.“