Thesen für Radio-Interview mit Deutschlandradio Kultur 28.12.15

(hier Ausschnitte)

1. Es wird Zeit

Es ist gut, dass die neue KMK-Präsidentin digitales Lernen mit Tablets, Blogs und Apps zum Schwerpunkt macht. Es wird allerdings auch Zeit – denn acht von zehn Schülern haben das Internet via Smartphone in der Hosentasche, dürfen es aber (meistens) nicht zum Lernen benutzen.Schule muss endlich ihrem Auftrag gerecht werden, die Kulturtechnik „digitales Arbeiten“ zu vermitteln. Sie muss Schüler auch auf die Risiken und Nebenwirkungen des Netzes vorbereiten.

Man kann nicht einfach Smartphones und Tablets in die Schulen werfen und darauf hoffen, dass dann alle Schüler nur noch mit LernApps arbeiten – das wird nicht passieren.

Aber es wartet heute auch kein Schüler mehr darauf, bis der Lehrer seinen Lerngegenstand mit Osterhasenpädagogik endlich verrät – die googeln sich das einfach unter dem Tisch.

2. Mehr Möglichkeiten

Digitales Lernen kann die Möglichkeiten im Klassenzimmer deutlich erweitern: Lernen wird kreativer, kollaborativer und zugleich individueller

* Lernen wird kreativer (Beispiel: selbstgestaltete digitale E-Books mit Text, Fotos, Filmen, Grafiken)

* Lernen wird kollaborativer (Beispiel: Auf Blogs, Pads, Wikis greifen Schüler gemeinsam auf Dokumente zu – und bearbeiten sie in Echtzeit; erhöht Produktivität)

* Lernen wird aber auch individueller (Beispiel: jeder erstellt sein eigenes, individuelles E-Book)

3. Probleme – leider sehr viele:

Das Lernen mit Bildschirmen sollte in der 7. Klasse beginnen.

* Es ist in den Ländern nicht genug Geld da, um die teuren Geräte und Infrastruktur anzuschaffen (Kosten: zw. zwei und fünf Milliarden Euro)

* Die Schulen sind technisch schlecht ausgestattet: Es fehlen stabiles, schnelles WLan und genug Tablets/Notebooks für jedes Kind

* wesentliche Hürde ist die neue Lehrerrolle: digitales Lernen stellt den alten Produktionsprozeß von Schule auf den Kopf. Das Lernen wird beim digitalen Arbeiten stärker in die Verantwortung der Schüler. Viele Lehrer kommen damit nicht zurecht. Symbol dafür ist die kulturelle Distanz der Lehrer zum Digitalen. Die Schüler wissen jetzt schon mehr über die technische Handhabung der Geräte und die sozialen Medien im Netz. D.h. jeder Lehrer, der mit dem digitalen Lernen beginnt, muss sich bei seinen Schülern Hilfe holen.

4. Methoden

verbreitetste Methoden: *Tabletklassen *„Bring your own device“ – Lernen mit den Smartphones der Schüler *Smartboards, die nun endlich mit den Endgeräten der Schüler korrespondieren können
interessanteste Methode: *flipped classroom – umgedrehtes Klassenzimmer: Lehrer präsentiert „Stoffvortrag“ in Video, den die Schüler zuhause sehen. Dafür hat er im Klassenzimmer mehr Zeit für die individuelle Betreuung der „Hausaufgaben“