20 Millionen in vier Wochen? Der Digitalpakt funzt
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Der Digitalpakt und die Panik sind zwei gute Bekannte. Jahrelang gab es herzzerreißende Debatten darüber, warum der Digitalpakt nicht zustande kommt. Jetzt ist diese Bund-Länder-Finanzierung für digitale Bildung da, aber der Jammer mag trotzdem nicht enden. Die Schulen könnten mit dem vielen Geld nichts anfangen, wird schon wieder geschimpft.

Gemach, gemach, kann man da nur rufen. Die Schulen machen gerade eine industrielle Revolution durch, ja, richtig gehört. Es ist ein Kulturwandel, die Umwertung vieler Werte, Rituale und pädagogischer Konzepte. Der Leitmedienwechsel vom Buch zum Tablet braucht Zeit!
Wie lernen wir in der Schule von morgen, was brauchen wir dazu? Die Frage ist leicht gestellt, aber die Antwort ziemlich komplex.
Ja, ja, es stimmt schon. Die Anschaffung von Laptops, von schnellem Internet und Schulclouds ist eine komplizierte Sache. Das Geld kommt vom Bund, die Länder spielen den Potzobermohr, der das Sagen hat. Nur sind es die Schulträger, die das Geld wirklich ausgeben. Die Schulleiter wiederum schreiben das Medienkonzept, aber was da drin steht, müssen die Lehrer vereinbaren, und zwar: gemeinsam. Wie lernen wir in der Schule von morgen, was brauchen wir dazu? Die Frage ist leicht gestellt, aber die Antwort ziemlich komplex.

Wie finden Sie es, wenn Sie Garn in eine Stecknadel einfädeln wollen und daneben steht jemand, der sie beständig antreibt? Genau: unwohl. Auch Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht; der Digitalpakt wird also nicht zügiger umgesetzt, wenn alle rumplärren. Alle ist übrigens ein gutes Stichwort: alle müssen zusammen arbeiten, auch die Eltern! Und die Wirtschaft. Das dauert, weil alle das erst lernen müssen.
Schülerinnen und Schüler brauchen gute digitale Instrumente, die leicht bedienbar sind – und die auch nicht unendlich teuer in der Anschaffung sein sollten.
Gründlichkeit ist die Mutter der Porzellankiste, in diesem Fall: des Klassenzimmers. In die Klasse sollen ja nicht irgendwelche Endgeräte und Spielereien gestellt werden. Schülerinnen und Schüler brauchen gute digitale Instrumente, die leicht bedienbar sind – und die auch nicht unendlich teuer in der Anschaffung sein sollten. Der Digitalpakt ist nicht nur notwendig, er bringt auch eine ökonomische Veränderung in die Schulen. Bisher stand für Lernmittel jährlich rund eine halbe Milliarde Euro zur Verfügung – nun sind es fünf Milliarden und sie werden viele weitere Investitionen nach sich ziehen. Bildung und Geld, das mögen die Deutschen nicht in einem Atemzug nennen. Das werden sie sich abgewöhnen müssen. Und auch dazu brauchen sie: Zeit.
Also, geben wir sie Ihnen!