“The one thing that I do worry about is the question of ‘deep reading.’ As the world looks to these instantaneous devices … you spend less time reading all forms of literature, books, magazines and so forth. That probably has an effect on cognition, probably has an effect on reading.”
Man wundere sich nicht. Der Kultur-Pessimist, der da spricht, heißt nicht Nietzsche und nicht Langbehn, noch Spitzer oder Gaschke, es ist: Eric Schmidt, der Aufsichtsratschef von Google.
Wenn schon Schmidt den Lesepessimismus teilt, was wird dann wohl erst die Stiftung Lesen zum Internet sagen? Sie will herausfinden, ob „digitale Medien eine Chance fürs Lesen“ sind.
AUS- UND ÜBERBUCHT!Fördern digitale Medien das goetheanisch kafkaeske Lesen?
Der Praktiker Torsten Larbig, fasst (unten) zusammen: "In den Schulen findet Leseförderung unter den Bedingungen der Digitalisierung kaum statt (wen überrascht das!). Lehrer stehen dem Einsatz von multimedialen Begleitmelodien zum Lesen oft nicht nur kritisch, sondern ablehnend gegenüber (noch was, was wahnsinnig überraschend ist.)"
Jan Boelmann, Juniorprofessor für „literarisches Verstehen von Computerspielen“ an der PH Ludwigsburg, hat eine zwiespältige Antwort: Die Games ja, Ipad&Co nicht.
1. Durch die alleinige Vermittlung literarischer Kompetenzen am Medium Buch werden große Teile heutiger Schülerinnen und Schüler daran gehindert, diese Kompetenzen zu erwerben und weiter auszubauen.
2. Computerspiele sollten als Instrument der literarischen Leseförderung in den Kanon der Unterrichtsmedien aufgenommen werden.
3. Durch iPads oder andere digitale Medien im Unterricht erreicht man erstmal nichts. Es besteht die Notwendigkeit, die Potenziale digitaler Medien in didaktische Settings zu überführen, in denen ein sichtbarer Mehrwert entsteht, die Konsumhaltung aufgebrochen wird und das dem Lernen einen Sinn gibt.
Thomas Feibel, der vielleicht kundigste Kinder&Digitalmedien-Publizist, fragt:
1. Lesen wir online anders (besser/schlechter) als Print?
2. Müssen wir Autoren mehr kleine, netaffine Texthäppchen schreiben?
3. Und verändert die E-Welt auch die Arbeit der Journalisten?
Und Doro Martin von den imaginären Freunden, meint das:
1. Das optimale digitale Leseformat ist noch nicht gefunden. Das elektronische Buch ist nur eine mögliche Form unter vielen, enhanced eBooks sind nur ein (unbefriedigender) Zwischenschritt.
2. Digitales Lesen ist nicht schlechter, die Digitalisierung fordert jedoch teils andere Fähigkeiten, aber: auch elektronisch ist deep reading möglich
3. Der Wechsel zwischen unterschiedlichen Erzählmedien wird weiter zunehmen.
Auch Sigrid Fahrer von der Stiftung Lesen ist weniger skeptisch als Eric Schmidt.
1. Es geht nicht um Print-Lesen versus Digital-Lesen, sondern es gibt für jede Zielgruppe das richtige Lesemedium zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
2. Digitale Medien fördern und fordern das Lesen
3. Zugang zu Medien bedeutet nicht automatisch Teilhabe
Und Stephan Porombka, Professor für Texttheorie und -gestaltung, sandte diese Thesen:
1. In der Netzkultur entwickelt sich eine neue Form der Aufmerksamkeit. Wir wechseln von der Deep Attention zur Hyper Attention. Die geht nicht mehr in die Tiefe, sondern funktioniert wie ein Radarsystem, das den Netzraum abtastet.
2. Lesen unter digitalen Bedingungen heißt, Texte verstärkt im Modus der Hyper Attention zu bearbeiten: Der Text wird als etwas wahrgenommen, das mit anderen Dokumenten vernetzt ist. Ihn „auszulegen“ heißt jetzt, ihn durch neue Verknüpfungen in das Netz zu übersetzen.
3. Das Bildungssystem ist auf die Ausbildung von Deep Attention-Kompetenzen ausgerichtet. Wichtig aber ist, dass überlegt wird, wie andere Formen der Aufmerksamkeit ausgebildet und trainiert werden können, die nicht mehr an das Buch gebunden sind, sondern die Möglichkeiten neuer und neuester Medien testen.
Sie stammen aus einen Blogpost, den man so zusammenfassen könnte. Man muss nicht ALLES lesen.
Denn:
Nachgedacht werden muss über einen dynamischen, oberflächlichen, vernetzenden, weiterschreibenden Umgang mit Texten, der nicht dem schlechten Gewissen ausgesetzt ist, dass man ja nicht wirklich liest, sondern nur — klickt und weiter surft. In der Schule wird man sich viel mehr Gedanken um die Einübung in die Hyper Attention machen müssen. Und erst recht an den Universitäten.
Und was meinen Sie?
Nein, leider geht das nicht mehr, ausgebucht. Kommen Sie Dienstag in die Microsoft-Dependance in Berlin. Oder kommentieren sie hier.
Vor allem lesen Sie, was Herr Larbig zu dem Thema zu sagen hat. Er hat eine tolle Hypertextliste zusammengestellt – man muss aber nicht nur die Links lesen, sondern die Texte 😉
Digitale Medien: Eine Chance fürs Lesen?
1. Die Fragestellung ist nicht Quatsch, aber tatsächlich schwierig zu bearbeiten. Die meiste Förderung findet wohl in den Grundschulen statt. Am meisten wird da wohl auf Antolin gesetzt. Dort gibt man zwar an, dass das Programm auch für die Sekundarstufe geeignet sei, ich kenne aber niemanden, der es dort nutzt. https://www.antolin.de
Fazit: In den Schulen findet Leseförderung unter den Bedingungen der Digitalisierung kaum statt (wen überrascht das!). Lehrer stehen dem Einsatz von multimedialen Begleitmelodien zum Lesen oft nicht nur kritisch, sondern ablehnend gegenüber (noch was, was wahnsinnig überraschend ist.).