Wie sicher sich Parteifreunde sein können
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Vielleicht muss man nicht die großen Parteitagsentscheidungen analysieren, um die Grünen zu verstehen. Sondern einzelne Personen hören. Dieser Tage schrieb mir ein Grüner, ein durch und durch sympathischer Typ, einen merkwürdigen Brief. „Du hast Dich mal hinreissen lassen zu schreiben, die katholische Kirche pflege einen besseren Umgang mit ihrer Mißbrauchsgeschichte als die Grünen“, steht da. Und dann die Frage: „Gibt es bekannte Opfer grünen Missbrauchs?“

Gibt es Opfer grünen Missbrauchs? Was für eine Frage! Wir haben die beiden grünennahen Kommunen in Nürnberg und Kamp-Lintfort, die eng mit der Partei verbandelt waren. Dort wurde systematisch und über Jahre hinweg sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche angewendet. Einige Opfer haben sich gemeldet – bei den Aufklärern um den Demokratieforscher Franz Walter fanden sie kein Gehör, aus den verschiedensten Gründen. Insofern sind sie nicht bekannt.
Immer neue Mädchen
Aber es finden sich auch aktuelle Opfer grüner Mandatsträger. Da muss man gar nicht komplizierte Recherchen anstoßen, die 30 Jahre zurück gehen. Zuletzt wurde der Mitarbeiter eines grünen Bundestagsabgeordneten wegen 40fachen Missbrauchs verurteilt. Er war wegen 100 Taten verdächtig. Ein Missbrauch fand im Büro der Grünen statt, wohin der vielfache Parteifunktionär immer wieder kleine Mädchen mitbrachte. Immer wieder andere.
Aber zurück zu der Frage: Gibt es bekannte Opfer? Allein diese millimetergenaue Frage gibt eine Anmutung, wie präzise die Grünen sein wollen, wenn es um Missbrauch in den eigenen Reihen geht. Opfer, so die bis heute felsenfeste Vorstellung bei fast allen Grünen, Opfer gibt es bei den Grünen nicht. Kann es nicht geben. Das ist man sich ganz ganz sicher, egal mit welchen Parteimenschen man spricht.
Auch der sympathische Mann mit den mikroskopischen Fragen denkt so.
Pädos hätten bei uns nie schreiben dürfen!
Er war sich ganz und gar sicher, dass in seiner Sponti-Zeitung, die er in den 1970/80er Jahren mit anderen herausgab, die Pädos niemals die Chance bekommen hätten, ihre Position darzustellen. Unmöglich, sagte er, das hätten wir nie zugelassen!
Dann fand sich in den Archiven ein Text, in dem ein Pädophilenlobbyist in eben dieser Sponti-Zeitung begründen durfte, warum Sex mit Kindern was Tolles ist. Ausführlich. Die Redaktion stellte, immerhin, einen Gegentext dazu.
Er hätte doch das ganze Zeugs von Wilhelm Reich gar nicht gelesen. Sexuelle Befreiung, das sei seiner Erinnerung nach überhaupt kein Thema in seinem Kinderladen in einer Universitätsstadt gewesen. So lautete seine Erinnerung. Unumstößlich. Ganz sicher!
Wenn sich kleine Mädchen etwas einführen…
In genau diesem Kinderladen freilich wurde zu Beginn ein neunseitiges Grundsatzprogramm beschlossen. Darin steht auf eineinhalb Seiten penibel beschrieben, wie man in dem Kinderladen und am besten auch zuhause bei den Eltern, zu denen Mister Felsenfest damals zählte, die sexuelle Befreiung organisieren könne.
Unter anderem steht da, dass es nicht ausreiche, einfach Doktorspiele zuzulassen. Nein, es gelte aktiv auf die Kinder einzuwirken, sie zu ermuntern, damit sie ihre Geschlechtsteile und ihren Sex erforschen könnten. Und wenn sich eines der Kinder etwas in die Scheide einführe, dann sollten Eltern oder Erzieherinnen auf keinen Fall „mit Angst oder Ekel“ reagieren – das nämlich könne das Kind traumatisieren.
… nicht streng gucken!
Solche interessanten Vorschläge werden auf eineinhalb Seiten ausgebreitet. Nur einen Fall konnten die Eltern nicht klären. Sollten die Kinder zuhause „den Koitus der Eltern beobachten können“? Dazu habe die Zeit nicht ausgereicht, legte das Plenum fest. Die Eltern sollten auf jeden Fall verhindern, „dass sich die Kinder völlig ausgeschlossen fühlen“. Beim Sex.
Unser Vater konnte sich an sowas nicht erinnern. Auch nicht an Wilhelm Reich. Auch nicht an die Literaturliste des gemeinsamen Kinderladen-Beschlusses, die von Mao Tse-Tung über Helmut Kentler reicht – und auf der selbstverständlich auch Wilhelm Reich verzeichnet ist. (Siehe unten)
„Gibt es bekannte Opfer grünen Missbrauchs?“
Vielleicht sollten wir die Frage mal zurück geben. Damit die grünen Nichtzweifler lernen, wie sich Zweifel anfühlen.