Stell Dir vor, es ist digitale Bildung – aber keiner bezahlt die Tablets.
Video: Der Talk ist am Dienstag ab 12 Uhr über den Twitter-Account @ciffi zu sehen. Oder live Halle 13, Forum e-learning, Stand C 124
Klingt ein bisschen absurd, ist aber so. Jahrelang schon zanken sich Bund und Länder, Lehrer und Start ups, Eltern und Manager über die Digitalisierung der Bildung. Dann wird der DigitalPakt#D beschlossen – nur Geld für Tablets, Smartphones, Laptops oder ähnliches ist darin ausdrücklich nicht enthalten.
Das bedeutet: Das Internet ist da, Schüler und Lehrer wollen endlich auch in der Schule rein, aber die Endgeräte mit Bildschirmen gibt es nicht. Jedenfalls hat man sie bei der Rechnung nicht auf dem Zettel
Martin Rist vom Bündnis für Bildung hat sie auf dem Zettel, und deswegen fragt er: Wer soll diese Dinger bezahlen?
Darüber diskutieren wir auf der Didacta in Hannover am kommenden Dienstag, den 20. Februar, um 12 Uhr. Martin Rist hat eine kompetente Runde zusammengestellt:
Silke Müller, Schulleiterin der Waldschule Hatten
Das Land/Der Bund steht in der Verantwortung, die notwendigen Lern- und Lehrvoraussetzungen für die digitale REVOLUTION zu schaffen. Das bedeutet das zur Verfügung stellen von Tablets, etc. i.S.v. Lernmittelfreiheit
Eltern müssen sicher mit in den Bildungs- und Erziehungsprozess involviert werden – nicht aber finanziell, das führt pointiert ausgedrückt zu sozialer Ungerechtigkeit
Alle Schritte und Anstrengungen müssen endlich konsequent zu Ende gedacht sein!: Eine Finanzierung von VERSICHERUNG Administration, Wartung, Pflege und stetiger Erneuerung der technischen Endgeräte seitens des Landes ist unabdingbar!
Rita Maria Rzyski, Stadträtin Dezernentin für Personal-, Bildung-, Jugend- und Familie der Landeshauptstadt Hannover
Der Einsatz mobiler Endgeräte darf nicht dazu führen, dass sich manche die Anschaffung der Geräte leisten können und andere nicht.
Ein ausschließliches „Bring your own device“ ist aus unserer Sicht aktuell nicht umsetzbar. Fragen der Datensicherheit und der Prüfungssicherheit können noch nicht zufriedenstellend beantwortet werden. Das führt dazu, dass wir derzeit die Vorgabe eines Gerätetyps für unabdingbar halten.
Thomas Dornhoff, GEW Niedersachsen
Die Routinen der Mediennutzung durch Kinder und Jugendliche dürfen in der Schule nicht verstärkt werden. Eine Trennung zwischen dem schulischen Arbeitsgerät und dem Konsummedium ist notwendig. Das Land muss die Arbeitsgeräte finanzieren.
Die Geräteauswahl muss nach pädagogischen und didaktischen Fragestellungen erfolgen. Die Einführung digitaler Endgeräte sowie ihre Nutzung sind Gegenstand demokratischer Aushandlungsprozesse in Schule.“
Stephan Wassmuth, Vorsitzender des Bundeselternrats
Beste Bildung muss in allen Bereichen und für jede Schülerin und für jeden Schüler kostenlos sein. Wir wollen keine Vielklassengesellschaft unter den Schülerinnen und Schülern.
Man kann keinen Digipakt planen ohne modern zu denken, d. h. auch dass man für alle Bereiche und somit auch für Endgeräte eine einheitliche Lösung für alle SuS benötigt.
Gerade hier hätte der Gesetzgeber die Möglichkeit sich für Chancengleichheit einzusetzen, aber wie leider so oft wird hier nur halbherzig entschieden. Der Digipakt ist nicht neu und schon vor Jahren hat sich die KMK dafür ausgesprochen, endlich den Anschluss in Europa zu finden. Leider gehen hier schon wieder wertvolle Jahre ins Land und unsere Primärressource Bildung wird nicht so gefördert wie wir es uns wünschen.
Uwe Kornatz, Schulträger der Stadt Unna zuständig für IT im Bildungsbereich
Sowohl der Bund als auch die Länder müssen alle Möglichkeiten (Leasingraten steuermindernd geltend machen, Einsatz von BuT-Mitteln zulassen …) nutzen, um die Finanzierung der Endgeräte für die Eltern zu erleichtern.
Warum gelingt es nicht „großflächig“ Lizenzverträge auf Bundes- oder Landesebene abzuschließen, um die in den Leasingraten der Eltern enthaltenen Kosten für Betriebssysteme zu verringern.
Das schülergerechte Endgerät gibt es noch nicht. Eine Standardisierung und Anstrengungen auf Herstellerseite wären vor Ort sehr hilfreich.
Herbert Jancke, Bereichsleiter Mobiles Lernen der N-21
5 Jahre Mobiles Lernen mit digitalen Endgeräten haben gezeigt:
– es gibt für jede Schule eine (eigene!) Lösung, auch was die Einheitlichkeit der Geräte betrifft
– es muss nicht unbedingt ein High-End-Gerät sein
– je intelligenter die digitale Arbeitsumgebung desto geringer die Anforderungen an die Endgeräte
– Perspektive: cloudbasiertes Arbeiten ausschließlich über den Browser, dann reichen „dumme“ völlig beliebige Eingabe- und Anzeigegeräte.
Martin Rist, Vorstand Bündnis für Bildung und Verantwortlicher für den Bildungsmarkt bei HP
„Der Digitalpakt#D ist nicht zu Ende gedacht und wird ohne eine sinnvolle Lösung für die Beschaffung von Endgeräten scheitern“
„Ohne Investitionen der Elternschaft, wird Lernen mit digitalen Medien nicht umsetzbar sein“
„So wie der Digitalpakt#D bis jetzt definiert ist, wird er den Digital Gap vergrößern, insbesondere bei ohnehin schon benachteiligten Schülern“
Datum: 20. Februar
Zeit: 12.00-12.45 Uhr
Halle 13, Forum e-learning, Stand C 124 [Korrektur] Stand C49