Der Vermittlungsdienst digitale Schule, kurz Vidis, wird der Türöffner für alle pädagogischen Anwendungen quer über die Bundesländer
Jetzt ist es offiziell: der digitale Schülerausweis für die ganze Bundesrepublik kommt. Die KMK hat ihr Münchener Medieninstitut beauftragt, ein Single-Sign-On für alle Schüler:innen einzurichten, egal in welchem Bundesland sie lernen. Das Projekt heißt Vidis oder genau: „Vermittlungsdienst für das digitale Identitätsmanagement an Schulen“. Mit Vidis – Siehe im Blog auch hier und hier – entsteht so etwas wie ein pädagogischer Schengenraum, in dem Schüler:innen ohne an Grenzen zu stoßen, auf alle möglichen pädagogischen Angebote zugreifen können. Sie können das tun, ohne ihre Daten zu hinterlassen und ohne sich verschiedene Passwörter zu merken. Pisaversteher hat für Tagesspiegel Background Digitalisierung mit dem Vidis-Manager bei der FWU, Michel Smidt, über Vidis gesprochen.
Der Vorteil von Vidis liegt darin, dass wir zukünftig für alle Schüler:innen und Lehrkräfte in Deutschland eine einzige Anmeldemöglichkeit bieten möchten. Diese können damit auf ganz viele interessante digitale Bildungsangebote zugreifen – ohne ihre Identität preiszugeben.
Michel Smidt, FWU
Schluss mit der pädagogischen Kleinstaaterei
Die pädagogische Kleinstaaterei hätte damit ein Ende. Allerdings wahrscheinlich erst 2024/25. Denn es hat fast zwei Jahre gedauert, ehe der offizielle Auftrag von der KMK an die FWU rausging – ein empfindlicher Zeitverlust. Interessant ist, dass es zwei Konkurrenzmodelle zu Vidis gibt. Zum einen Gaia-Bildung von Peter Ganten, eine Adaption von Gaia-X, also wie er im Background Digitale&KI beschrieb…
… ein eigenes Bildungs-Internet: Gaia-B soll Services definieren, die jedem ermöglichen, Inhalte zur Verfügung zu stellen. Dann ist er Teilgeber in einem offenen Raum – und jeder andere kann darauf zugreifen. Es wäre eben nicht eine Plattform im Sinne eines großen US-Unternehmens oder einer zentralen Bundesbildungsbehörde. Ich warne vor einem solchen Zentralismus – da könnte uns leicht ein Bundesbildungs-BER drohen, der viel Geld kostet und lange nicht nutzbar ist.
Peter Ganten, Univention
Zum anderen der neue Nationale Bildungsraum, den die Bundeskanzlerin am 23. Februar vorgestellt hat. Auch dieser Raum wird vor allem durch ein SSO zusammengehalten. Oder wie Angela Merkel sagte, die große Nationale Plattform…
… muss die Sicherheit für die Bürgerinnen und Bürger bieten, dass die Produkte [darin] eine Qualität haben. Und ich muss einen einheitlichen Zugang haben, damit sich nicht jeder Bürger wieder neu reinsuchen muss in irgendeine App.
Angela Merkel
Pseudonyme bilden auch Profile – die man tracken kann
Allerdings sind alle diese Projekte immer noch ein Stück Zukunftsmusik. Und sie enthalten keine definitive Lösung des Profilingproblems. Denn auch ein pseudonymisierter Zugang zu den einzelnen Anwendungen sorgt dafür, dass bei den Anbietern Nutzerprofile entstehen. Dem kommerziellen Dienst ist es egal, sagt der Lehrer und Spezialist für informationelle Selbstbestimmung, René Scheppler, zu Pisaversteher…
ob er Max Mustermann oder Lisa Musterfrau vor sich hat. Der kommerzielle Dienst weiß, dass da ein Kind vor ihm ist, dass er immer wiedererkennen kann, er kann es tracken, beobachten, auswerten und letztlich ein Profil erstellen. Das Profil lautet dann nicht Max Mustermann – sondern eben Nutzer 30218.
René Scheppler
Der Dienst werde sehr schnell aufgrund der reichhaltigen Meta-Daten in der Lage sein – oder ein Dritter, der an die Daten gelangt (ob legal oder illegal) – so einiges über diesen Nutzer 30218 zu analysieren: Geschlecht, Alter, Schule, Ort. „Angesichts der Fülle von Daten, wird man sich die Frage stellen müssen, wie lange so ein Pseudonym, das einen Menschen dauerhaft begleitet, wirklich pseudonym bleibt.“

Tja … man geht auf Vidis um sich das anzuschauen … und schon schlagen die Warntools im Browser an 😦 – google.com, gstatic.com, fonts.googleapis.com, w.org
Ich frage mich immer warum solche Org’s es nichts schaffen Websites ohne Google-Integration zu schaffen!