Das neue Schulfach „Digitale Welt“ in Hessen wird zu einem Kuriosum. Für die Disziplin hat eine Arbeitsgruppe das Konzept erstellt, ohne jene zu beteiligen, die das Fach unterrichten sollen: die Lehrerinnen und Lehrer. „Wir haben den Fehler gemacht, dass wir das neue Fach ohne Lehrer entwickelt haben“, sagte Andreas Dengel, Professor an der Goethe-Universität für die Didaktik der Informatik. Das neue Fach hat den Schwerpunkt Informatik und wurde 2022/23 an zwölf Schulen in Hessen getestet. Das hessische Kultusministerium widersprach. Es habe in der Konzeptphase „nur so gewimmelt vor Lehrern“.

An der Entwicklung des Faches Konzeptionierung sollen aber in der Tat keine aktiven Lehrkräfte beteiligt gewesen sein. Mitarbeiter des Ministeriums entwarfen auf Initiative von Kultusminister Alexander Lorz (CDU) das Grundkonzept des Faches. Es soll, so sagte die Projektleiterin Anja Reul bei einem Workshop, „Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzen, die Potenziale der wirtschaftlichen Entwicklung in der Digitalisierung zu erkennen.“ In der Projektgruppe arbeitete auch Professor Dengel von der Goethe-Uni mit. Alle anderen Väter und Mütter des Projektes waren Beamte des Ministerium, darunter auch LehrerInnen – allerdings nur ehemalige.

Offenbar rächt sich die Art der Entwicklung von „Digitale Welt“ bereits jetzt. Das Fach sei sehr ambitioniert, sagte Projektleiterin Reul bei einer ersten Bilanz. „Wir bekommen viele Rückmeldungen von Lehrerinnen und Lehrern, die uns mitteilen, das können wir so nicht umsetzen in unserer Schulform, das muss anders sein.“ Das Fach Digitale Welt ist ein Mischfach aus der Informatik und ökologischen sowie ökonomischen Grundlagen der Digitalisierung. Erfunden haben will es Kultusminister Lorz selbst – in enger Absprache mit Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus. Christian Füller