Felix Weiß war Lehrer, dann Reisender, jetzt ist der Gründer der ersten KI-gepowerten Lernstoff-Factory ein Fusionierer. Sein Start-up „to teach“ wird Teil von Fobizz.

Felix, Du und Dein Co-Gründer Marius Lindenmeier gehört nun zu Fobizz, genauer zur 101skills GmbH von Diana Knodel. Seid Ihr nun Angestellte? Warum dieser Schritt?

Wir arbeiten mit Fobizz an einer gemeinsamen Mission. Es geht uns darum, Lehrkräfte zu unterstützen und gemeinsam einen Mehrwert sowohl im Klassenzimmer als auch in der Vorbereitung für modernes Unterrichten zu schaffen. Wir sind ab sofort ein Tochterunternehmen und bleiben Geschäftsführer.

Es gibt viele Varianten der Kreation von Lerninhalten. Was ist anders an der Art des Bereitstellens und Aufbereitens, die to teach für Lehrer anbietet? Und was ist daran besser, Content mit Hilfe von KI herzustellen?

Felix Weiß: Der große Vorteil von KI-veränderbaren Materialien im Vergleich zu herkömmlichem Inhaltsformaten ist einfach, dass ich die Möglichkeit habe, viele Schülerinnen und Schüler auf einen Schlag abzuholen. Und zwar, weil ich als Lehrkraft ausgehend von einem Material dieses sehr schnell, sehr differenziert anpassen kann. Wenn ein Inhalt, eine Geschichte oder eine Vorlage noch nicht perfekt ist, ist es ziemlich leicht, mit der KI das Material auf die Bedürfnisse meiner SchülerInnen anzupassen. Der Vorteil unserer KI im Vergleich zu herkömmlichen KI-Angeboten ist, dass wir nicht von Null starten. Wir prompten nichts aus dem Blauen des Korpus eines Sprachmodells heraus, sondern wir arbeiten stets auf der Grundlage von Basisinhalten.

Das Problem von ChatGPT und anderen Sprachmodellen ist ja: sie machen Fehler. Ist es zu verantworten, Unterrichtsmaterial mit einem Generator herzustellen, der den Fehler immer eingepreist hat?

Völlig richtig, reine KI-Sprachmodelle haben häufig das Problem, dass sie Inhalte auswerfen, die nicht zu 100 Prozent korrekt sind. Das Problem hatten wir am Anfang auch. Wir konnten es lösen, indem wir es uns zum Prinzip gemacht haben, immer mit Basisinhalten, Vorlagen und mit Quellen zu arbeiten. Das heißt, wir nutzen eben nicht das allgemeine Sprachmodell, um Inhalte zu generieren. Wir greifen auf Materialien im Hintergrund zu, die wir erst durchforsten, den gewünschten Inhalt suchen und dann mit KI diese Quelle aufbereiten. Das bedeutet, alle Inhalte haben einen Faktencheck durchlaufen. Wir geben unseren Nutzenden übrigens von Anfang an das Prinzip mit, dass am Ende die Lehrkraft immer noch der Meister oder die Meisterin des Inhalts ist.

Wie wird das neue Geschäftsmodell, das to teach an den Start bringt, den Bildungsmarkt verändern? Verschwinden die Schulbuchverlage in fünf Jahren und haben die durch KI ermächtigten Lehrer die Content-Produktion dann selbst übernommen?

Der Blick in die Glaskugel ist immer schwierig. Ich bin der Überzeugung, dass sowohl traditionelle Inhalte wie das Schulbuch oder das Arbeitsblatt als auch digitaler Content und KI-veränderbare Inhalte in der Zukunft eine relevante Rolle spielen werden. Auch wenn sich der Schwerpunkt sicher zu KI-assistierten Inhalten verschieben wird. Das geschieht aufgrund der Möglichkeiten, die damit einhergehen. Wir können heute Lehrkräfte dadurch entlasten, dass sie den perfekten Inhalt zur richtigen Zeit sehr einfach an die Schülerinnen und Schüler ausspielen können. Wie das ganze in fünf Jahren aussehen könnte? Ich glaube, dass die Schulbuchverlage geniale Voraussetzungen durch ihren reichen Inhaltebestand haben. Die sitzen auf Bibliotheken von Schulbüchern. Aber sie fühlen sich wohl durch die Politik und die Gesetzeslage eingeschränkt, frei handeln zu können. Dagegen können junge und kleine Unternehmen wie wir als Vorreiter voranpreschen. Wir können zeigen, was alles machbar ist. Deswegen ist die eigentliche große Frage, wie sich das Schulsystem und die Politik als Ganzes in dieser Situation verhalten. Das Thema lautet in meinen Augen: Wie können wir in Deutschland gemeinsam eine Vorreiterrolle einnehmen bei Bildung und Künstlicher Intelligenz?