Lernende finden nicht, dass Chancengleichheit herrscht. Und sie haben nicht das Gefühl, dass sie Schule gestalten können

Schülerinnen und Schüler haben kaum mehr Vertrauen in die Gerechtigkeit von Schule. Nur noch ein Drittel der Lernenden gab bei einer Umfrage an, dass im Schulsystem Chancengleichheit herrsche. Das ist der niedrigste Wert, den Forsa im Auftrag der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung seit 2015 gemessen hat. Offensichtlich ist diese Haltung vor allem nach der Coronapandemie bei SchülerInnen entstanden. Im Jahr 2019, also im Jahr vor dem Lockdown, fanden noch 42 Prozent Schule gerecht. Jetzt sind es nur noch 32 Prozent.

Chancengleicheit: Das Vertrauen in gerechte Chancen wird immer kleiner

Bei den 17-jährigen und den 19-jährigen fällt der Wert sogar auf 28 bzw. 27 Prozent. Für die Umfrage wurden 1000 Schüler und Studierende im Oktober und November befragt. Die Ergebnisse dieser aktuellen Umfrage decken sich mit den Ergebnissen diverser Studien, die deutlich machen, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sich von der Gesellschaft in der Corona-Zeit ungerecht behandelt und allein gelassen gefühlt haben. 

Nur ein Drittel der SchülerInnen glaubt, Schule mitgestalten zu können

Die Forsa-Umfrage enthält eine Reihe von interessanten Aspekten. Dazu gehört, dass SchülerInnen nicht das Gefühl haben, sich in Schule verwirklichen zu können. Auf die Frage, ob Schule ein Ort ist, den sie selbst mitgestalten konnten, stimmte ebenfalls nur ein Drittel zu. Dieser Wert zieht sich durch alle Altersgruppen und unabhängig vom Geschlecht.

Forsa hat ermittelt: digitale Grundausstattung sollte da sein vs. digitale Grundausstattung ist vorhanden: 48 Prozentpunkte Differenz.

Eine große Mehrheit von Schülerinnen und Schülern ist der Ansicht, dass digitale Lernangebote in die Schule gehören. 95 Prozent der befragten SchülerInnen finden die Ausstattung mit digitalen Lernmitteln der Schulen wichtig oder sogar sehr wichtig. Bemerkenswert an dem Befund ist zugleich, dass hier der Anspruch der SchülerInnen und die Wirklichkeit in den Schulen weit auseinander liegen. Nur 47 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass die gute digitale Ausstattung der Schulen in aktuellen Krisenzeiten auch wirklich bereitgestellt wird. In keinem anderen Feld ist die Differenz so groß zwischen dem, was die SchülerInnen sich wünschen, und dem, was die Realität bietet.

Digitales Lernen ist wichtig – Programmieren nicht

Die Bedeutung digitalen Lernens in der Schule hat quer über alle Altersgruppen der jungen Befragten eine hohe Priorität. Allerdings schätzen deutlich weniger Schüler Programmier- und Softwarekenntnisse für ihre künftigen beruflichen Qualifikationen als bedeutsam ein. 17 Prozent der Befragten halten dies für sehr wichtig, weitere 37 Prozent finden es wichtig. Diese Werte sind seit der Pandemie deutlich angestiegen. Dennoch liegen die Programmier- und Software Kenntnisse in einem Ranking von Kompetenzen nur auf Platz 10. Weit davor kommen  Selbstorganisation (Platz 1), Höflichkeit und Toleranz (Platz 2) oder Kenntnisse über Klima und Umweltschutz (Platz 9). 

Wenig Freude dürfte ein anderes Ergebnis der Befragung im Auftrag der Kinder- und Jugendstiftung den Freunden einer notenfreien Schule machen. Für Schülerinnen und Schüler steht eine faire Notengebung ganz oben bei den Bedingungen für eine gute Schulbildung. 98 Prozent der Befragten sehen faire Noten als wichtig oder gar sehr wichtig (88 Prozent) an.